Die Geschichte der Schweizer «Tatort»-Ermittler
Ein Inzest-Kommissar, ein knorriger Bündner und Frauen-Power

30 Jahre war der «Tatort» fest in Männerhand. Das soll sich jetzt ändern. Die Geschichte der Schweizer Ermittler zeigt aber: Es ist oft die Qualität der Drehbücher, die entscheidet, ob sie im Krimi reüssieren oder den Dienst vorzeitig quittieren müssen.
Publiziert: 18.10.2020 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2020 um 11:22 Uhr
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Die beiden neuen «Tatort»-Kommissarinnen Anna Pieri Zuercher (als Isabelle Grandjean, links) und Carol Schuler (Tessa Ott).
Foto: STEFAN BOHRER
Peter Padrutt und Jean-Claude Galli

Sie sind frech, modern und unkonventionell: Anna Pieri Zuercher (41) als Isabelle Grandjean und Carol Schuler (33) als Tessa Ott könnten als erstes Frauenduo im «Tatort» eine längere Zukunft haben als einige ihrer männlichen Vorgänger: 20 Jahre nach dem Start der Reihe stieg 1990 auch das Schweizer Fernsehen ein – mit Mathias Gnädinger (1941–2015) als Wachtmeister Walter Howald und Andrea Zogg (62) als Assistent Reto Carlucci. Der Plot, der in Bern spielte, war zeittypisch – es ging um gesellschaftliche Probleme, im ersten Fall um Inzest. Howald hatte seine Tochter misshandelt. Als die Tat aufflog, erschoss er sich.

Nach dem Tod von Howald durfte Zogg die Rolle noch zweimal spielen. «Schon kurz darauf rief mich Xavier Koller an und gab mir eine Rolle in seinem Oscar-gekrönten Film ‹Die Reise der Hoffnung›», erzählt er. Heute gehört Zogg zu den wenigen Schweizern, die von der Schauspielerei leben können. Zuletzt wehrte er sich gegen eine Kies- und Abfalldeponie in seiner Heimatgemeinde Valzeina GR, die an diesem Wochenende zur Abstimmung kommt.

Peter Schellenberg beendete die Bern-Ära

Ab 1993 durfte László I. Kish (63) als Detektivwachtmeister Philipp von Burg ran – er löste mit Ernst C. Sigrist (64) als Markus Gertsch neun Fälle und blieb bis 2002. «Ich hatte mir die Zusammenarbeit etwas anders vorgestellt. Ich finde, der Hauptdarsteller soll und muss ins Gesamtkonzept eingebunden sein», schimpfte Kish zum Abschied.

Bereits 2001 hatte TV-Direktor Peter Schellenberg (80) wegen schlechter Quoten den Ausstieg beschlossen. Zehn Jahre später liess Nachfolgerin Ingrid Deltenre (60) den «Tatort» wieder aufleben. Die Wahl fiel auf Stefan Gubser (63), der als Chef der Thurgauer Seepolizei im «Bodensee-Tatort» an der Seite von Eva Mattes (65) figurierte. Als smarter Ermittler war er eine positiv besetzte Figur, die zur Ausrichtung des Luzerner «Tatorts» passte. Ihm wurde Delia Mayer (53) zur Seite gestellt, ihre Figur Liz Ritschard blieb immer etwas blass. Klar ist: Das Aus vieler Schweizer Kommissare ist auch eine Folge mangelhafter Drehbücher. Hoffentlich bleibt den neuen Frauen ein frühzeitiges Aus erspart.

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