Ein kleiner Junge wird von seiner Mutter verlassen, stundenlang harrt er im Regen aus, bis eine Krankenschwester ihn bei sich aufnimmt. Zwei Jahre erpresst ein Richter die Frau. Er zwingt sie, sein sterbenskrankes Baby gegen ein gesundes von anderen Leuten auszutauschen. Der Einstieg in Sabine Dobellis (45) neuen Roman «Die Farbe von Glück» beginnt mit dem fatalen Eingriff eines Menschen ins Schicksal.
Wie kommt man auf einen solchen Plot? «Am Anfang eines jeden Buches stehen immer Fragen», erklärt Sabine Dobelli. «Was wäre, wenn ich in eine andere Familie hineingeboren worden wäre? Was, wenn man sich in einem bestimmten Lebensabschnitt anders entschieden hätte? Hätte sich unser Lebensplan auch dann erfüllt? Gibt es überhaupt einen Lebensplan, mit dem man auf die Welt kommt?» Aus diesen Fragen entstehen die Ideen zu den Figuren. Deren Wege verflechten sich nach und nach. Daraus entsteht schliesslich der Plot, der Antworten zu geben sucht auf die grossen Themen des Lebens: Was ist Zufall, Schicksal und Glück?
Glück macht nicht immer glücklich
«Wir leben in einer Gesellschaft der Superlative. Alles soll das Beste, das Schönste, das Grösste sein. Alles äussere Erscheinungen, die mit dem Kern des Lebens nichts zu tun haben», so Dobelli. «Mit meinen Romanen möchte ich zeigen: Auch Glück macht nicht immer glücklich. Und: Glücklich kann auch der werden, der kein Glück hat.» Sätze wie: «Jeder ist seines Glückes Schmied», hört sie nicht gerne. «Niemand kann etwas dafür, in welches Umfeld er hineingeboren wird. Vieles, was uns prägt, liegt ausserhalb unserer Kontrolle. Es wäre ungerecht, jemanden für alles, was ihm passiert, verantwortlich zu machen.»
Mit ihren sechsjährigen Zwillingsbuben lebt sie seit fünf Jahren in ihrer Wahlheimat Bern. Sie sei regelrecht verliebt in die Stadt. Die Liebe ist es auch, die sie in die Schweiz geführt hat. Sie ist die Frau von Rolf Dobelli (54). Der Philosoph und Bestsellerautor hat bislang über 2,5 Millionen Sachbücher verkauft, mit Titeln wie «Die Kunst des guten Lebens». Mit den Auflagen ihres Mannes kann Sabine Dobelli (noch) nicht mithalten, und sie schreibt bewusst unter dem Pseudonym Clara Maria Bagus, um nicht «als Frau von...» wahrgenommen zu werden. Zudem ist es der Mädchenname ihrer früh an Leukämie verstorbenen Mutter, die ihr sehr nahestand.
Sabine Dobelli studierte in Stanford und Konstanz Psychologie und war einige Zeit in der Hirnforschung tätig. Heute schreibt sie Romane unter dem Pseudonym Clara Maria Bagus, dem Namen ihrer früh verstorbenen Mutter. Ihr Mann Rolf Dobelli schrieb sein erstes Buch mit 35 Jahren und landete mit Titeln wie «Die Kunst des guten Lebens» weltweite Bestseller. Der Luzerner, geboren 1966, studierte an der Universität St. Gallen Wirtschaft und Philosophie. Dobelli gründete World Minds, eine Community von weltweit führenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. Das Paar lebt mit seinen Zwillingsbuben in Bern.
Sabine Dobelli studierte in Stanford und Konstanz Psychologie und war einige Zeit in der Hirnforschung tätig. Heute schreibt sie Romane unter dem Pseudonym Clara Maria Bagus, dem Namen ihrer früh verstorbenen Mutter. Ihr Mann Rolf Dobelli schrieb sein erstes Buch mit 35 Jahren und landete mit Titeln wie «Die Kunst des guten Lebens» weltweite Bestseller. Der Luzerner, geboren 1966, studierte an der Universität St. Gallen Wirtschaft und Philosophie. Dobelli gründete World Minds, eine Community von weltweit führenden Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft. Das Paar lebt mit seinen Zwillingsbuben in Bern.
Verluste und Schicksalsschläge
Der Verlust ist nur einer von vielen Schicksalsschlägen der Autorin: «In meinem Leben gab es viele Ausschläge nach unten und nach oben.» In ihren Studienzeiten ist sie in den USA beinahe bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein Betrunkener rammte ihren Wagen mit 160 km/h. Es grenzte an ein Wunder, dass Sabine Dobelli den Crash überlebte: «Rippenserienfraktur, Leber-Lungen-Trauma, rechte Niere verloren. Ich hatte einen Totalschaden. Seither frage ich mich, ob es bei allem, was uns widerfährt und von anderen an Hindernissen in den Weg gelegt wird, doch einen Lebensplan gibt, der uns trägt.»
Selber stammt sie aus bescheidenen Verhältnissen, hinzu kam die geistige Behinderung ihrer Schwester. «Ich musste schon als Kind erwachsen sein, da war nie Leichtigkeit», erinnert sie sich. Zugleich sei sie vom Leben wiederum reich beschenkt worden, mit ihrer Ehe und der Heimat, die sie darin gefunden hat. «Ich würde es nie wagen, über Menschen zu urteilen, die sich von einschneidenden Schlägen des Schicksals nicht wieder erholen. Wenn jemand nur geknebelt wird vom Leben, dann zerbricht er irgendwann. Ob eine Seele wieder heilen kann, hängt davon ab, wie viel Gutes das Leben nach schwierigen Zeiten bereithält.»
Die Mehrheit steht auf der Schattenseite des Lebens
Sabine Dobelli ist überzeugt, dass die grossen Leistungen auf der Schattenseite des Lebens zu finden sind, dort wo die Mehrheit steht: «Die meisten müssen für ein gutes Leben kämpfen.» Mit ihren Büchern möchte sie Zuversicht geben und mit ihren Geschichten aufzeigen, dass Glück selbst aus dem grössten Unglück erwachsen kann. Sie erschafft damit ein neues Genre, das über die reine Unterhaltung hinausgeht, eine Art von Literatur, die hilft, die Komplexität des Lebens zu bewältigen: «Menschen unterscheiden sich in ihren Träumen. In ihren Hoffnungen sind sie alle gleich.»