Kein Zweifel, wir sind mitschuldig an der Dürre, den Orkanen und Flutkatastrophen, die der Klimawandel mit sich bringt. Wir selber sind von dieser «Sintflut neben uns» bisher vor allem indirekt betroffen – durch die Klimaflüchtlinge, die bei uns an die Tür klopfen. Müssen wir sie reinlassen?
Ja, meint etwa der deutsche Politologe Benjamin Schraven in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Migration sei schon immer eine bewährte Strategie gegen die Folgen von Klimawandel und Wetterkatastrophen gewesen.
Einverstanden. Wie alle Lebewesen lebt auch der Mensch letztlich von dem, was die Natur hergibt. Doch während unsere Vorfahren von dem leben mussten, was sie ihrer unmittelbaren Umgebung abgewinnen konnten, werden heute die Schätze der Natur weltweit umverteilt. Die Schweizer etwa beanspruchen – je nach Studie – 4 bis 10 Mal mehr Energie oder Biomasse als unser eigenes Ökosystem hergibt.
Schweiz sitzt auf riesigen Geld-Guthaben
Wir Schweizer leben also auf Pump, beziehungsweise davon, dass andere Raubbau an ihren Ressourcen betreiben. Gemessen an der Währung, in der die Natur abrechnet – in Biomasse oder Energie – wären wir gegenüber der 3. Welt extrem verschuldet. In Dollar oder Franken gemessen ist jedoch genau das Gegenteil der Fall.
Die Schweiz sitzt auf riesigen Geld-Guthaben, die wir – ökologisch gesehen – gestohlen haben. Deswegen haben wir eigentlich auch nicht das das moralische Recht, den Klimaflüchtlingen zu sagen, das Boot sei voll. Schliesslich waren sie (die 3. Welt) es, welche die Vorratskammern unserer Arche Noah gefüllt haben.
Schlechtes Gewissen ist schlechter Ratgeber
Viele Umweltschützer und Linke, vor allem DIE LINKE in Deutschland, wollen deshalb die Grenzen für die Migranten öffnen. Sie beruhigen damit ihr Gewissen. Doch leider ist auch in diesem Fall ein schlechtes Gewissen kein guter Ratgeber. Erstens würde unsere eh schon sehr zerbrechliche Gesellschaft bei einer massiven Einwanderung zusammenbrechen. Zweitens verschärft die Migration ihre eigenen Ursachen: Je mehr Leute aus einer Gegend wegziehen, desto schwieriger wird es, diese Region wirtschaftlich zu entwickeln.
Tatsache ist, dass unser globalisiertes Wirtschaftssystem die Entwicklung benachteiligter Regionen nahezu verunmöglicht. Die Umweltproblematik kommt da bloss noch erschwerend dazu. Zum Beispiel war das Klima nicht Schuld, dass in den letzten 15 Jahren 2,5 Millionen Süditaliener ihre Heimat verlassen haben. Die allermeisten dieser Wirtschaftsflüchtlinge wären besser dran, wenn sie in ihrer Heimat Arbeit gefunden, und mit ihrem Konsum auch Arbeit geschaffen hätten.
«Migration ist auf Dauer keine Lösung»
Nein. Migration ist zwar ein legitimer Notbehelf, aber auf Dauer keine Lösung. Was wir hingegen lieber schon gestern als morgen brauchen, sind Systemänderungen, die eine lokale wirtschaftliche Entwicklung möglich machen.
Solche Veränderungen fangen zum Beispiel damit an, dass Protektionismus aufhört, ein Schimpfwort zu sein.