Schweizer Grossbanken gehören in Europa zu den grössten Kreditgebern von Klimakillern
CS und UBS machen Kohle mit Kohle

Sind die Protestaktionen der Klimaaktivisten in Filialen von UBS und Credit Suisse mehr als eine Profilierung mit grossen Namen? BLICK zeigt, wo die beiden Grossbanken mitverantwortlich sind für die Erhöhung der CO2-Emissionen und sich angreifbar machen.
Publiziert: 16.01.2020 um 22:16 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2021 um 15:23 Uhr
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Klimaaktivisten von Klimastreik Waadt haben letzten Dienstag in einer UBS-Filiale in Lausanne gegen die Kohlefinanzierung protestiert.
Foto: keystone-sda.ch
Claudia Gnehm

Die Schweiz ist mit ihrem Anteil von 0,2 Prozent, den sie direkt zu den weltweiten CO2-Emissionen beisteuert, vernachlässigbar. Ein internationales CO2-Schwergewicht ist aber der Schweizer Finanzplatz – allen voran die Grossbanken Credit Suisse und UBS. Sie zählen zu den grössten Kreditgebern der weltweit 1800 Firmen, die am meisten CO2-Emissionen verursachen.

Die Credit Suisse liegt mit Krediten in der Höhe von 57,4 Milliarden Dollar zwischen 2016 und 2018 weltweit auf Platz 14, die UBS mit 25,8 Milliarden Dollar auf Rang 25. Dies geht aus einer Studie der NGO Banktrack hervor. Sie deckt sich mit ähnlichen Erhebungen von Greenpeace. Die Grossbanken stellen diese Zahlen nicht in Abrede. Sie betonen aber stets, wie stark sie in erneuerbare Energien investieren. «Die UBS hat in den letzten Jahren viele Akzente gesetzt, Geld in Nachhaltigkeitsfonds zu leiten», sagte UBS-Präsident Axel Weber an mehreren Auftritten.

Klimaaktivisten, die in letzter Zeit Filialen der Grossbanken besetzten, rechtfertigen ihre Protestaktionen mit dem Klimanotstand. Überraschend hat ihnen Anfang dieser Woche ein Lausanner Richter recht gegeben. Er beurteilte die Klimakrise als einen «rechtfertigenden Notstand» und sprach die Aktivisten, die wegen Hausfriedensbruch angeklagt waren, frei.

Roger Federer will mit CS über Klima reden

Mit CS-Werbeträger Roger Federer (38) haben die Klimaaktivisten letzte Woche einen prominenten Unterstützer gefunden. Er lobte ihre Bestrebungen und versprach, den Dialog mit seinem Sponsor zu suchen.

Gründe, um der Credit Suisse ins Gewissen zu reden, fände er genug. Die CS ermöglichte durch ihre Finanzierungen gemäss Banktrack allein 2017 den Ausstoss von 82,6 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht dem Siebenfachen der UBS-Emissionen und ist fast doppelt so hoch wie die jährlichen Gesamtemissionen auf Schweizer Boden.

Zum Vergleich: Der Rohstoffkonzern Glencore gilt als grösster CO2-Verursacher aus der Schweiz. Seine Förderung, Verarbeitung und Transport produzieren laut Glencore 33,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Schweizer führend bei Kohlefinanzierung

Besonders in der CO2-intensivsten Kohleförderung haben Credit Suisse und UBS bei der Kreditvergabe die Nase vorne. Angeführt wird die Liste der Top-Kohlefinanzierer von der China Construction Bank. Die CS folgt bereits auf Platz 5 und die UBS auf Rang 14.

Sehr aktiv sind die Grossbanken im europäischen Kohlegeschäft: Beim grössten Kohleförderer Europas, dem deutschen Energiekonzern RWE, traten die Credit Suisse und UBS zwischen 2015 und 2018 als zweit- respektive drittgrösste Finanzierer auf, wie Banktrack berechnete.

Beide Grossbanken betonen, dass sie ihr Geschäft auf das Klimaabkommen von Paris ausrichten wollen. Ihnen ist auch klar, dass dazu zuerst der Ausstieg aus der fossilintensiven Kohleenergie notwendig ist.

Für die hochumstrittene Finanzierung von neuen Kohlegeschäften hat die UBS schon länger Restriktionen. Die Credit Suisse schliesst seit letztem Dezember die direkte Finanzierung von neuen Kohlekraftwerken aus. CS-Chef Tidjane Thiam (57) lancierte im Herbst eine gruppenweite Klima-Risikostrategie. «Die Credit Suisse ist sich der Verantwortung im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels bewusst», sagte Thiams.

Die UBS macht schneller vorwärts

Laut Bruno Bischoff (49), dem CS-Leiter Nachhaltigkeit, ist es den Banken klar, dass sie aus den klimaintensiven Sektoren aussteigen müssten. «Die Weltwirtschaft ist immer noch stark von fossilen Brennstoffen abhängig, ein sofortiger Ausstieg illusorisch», sagt er.

Wie ein Ausstieg geht, zeigt die holländische Grossbank ABN Amro: Sie hat nicht nur Neukredite für Kohleprojekte gestoppt, sondern auch die Finanzierung jeglicher fossiler Brennstoff-Projekte in Öl und Gas verboten.

Basis für den Ausstieg aus der CO2-Finanzierung ist Transparenz bei den Zahlen. Zwar haben sich CS sowie UBS vor zwei Jahren der von der Branche initiierten internationalen Task-Force zur Klima-Berichterstattung angeschlossen. Doch: Die CS weise keine konkreten Zahlen über den Anteil der CO2-intensiven Finanzierungen in der Bilanz aus, sagt Bischoff. Grund: International gebe es noch keine einheitliche Methodologie für die Offenlegung.

Nichtsdestotrotz liefert die UBS deutlich mehr Zahlen. Sie gibt den Anteil an CO2-intensiven Vermögenswerten in der Bilanz mit 1,2 Prozent an, respektive 2,7 Milliarden Dollar (per Ende 2018). Zum Vergleich von 2,8 Prozent per Ende 2017. Gemäss NGO-Schätzungen ist der Anteil bei der CS doppelt so gross wie bei der UBS. Beide Grossbanken, aber besonders die Credit Suisse, bieten Klimaaktivisten eine grosse Angriffsfläche.

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