Die Swiss-Mutter Lufthansa ist gerettet. Das Unternehmen erhält deutsche Staatshilfen in Höhe von neun Milliarden Euro. Dies ebnet auch den Weg für das Schweizer Hilfspaket an die Swiss. Insgesamt sollen 1,5 Milliarden Franken an die Airline fliessen. Die Summe wird über ein Bankenkonsortium bereitgestellt, das von Credit Suisse und UBS angeführt wird.
Fliesst jetzt das Geld auch an diejenigen Kunden, die auf die Rückerstattung stornierter Flüge warten? «Ich hab das Geld für meine Flüge bis heute nicht», sagt Claudio Retica (51) aus Oberwil-Lieli AG. «Mit den Staatshilfen sollte die Swiss absolut keine Ausreden mehr haben und das Geld für ausgefallene Flüge den Swiss-Kunden endlich zurückzahlen», sagt er.
Mittlerweile wartet er auf 1500 Franken an Rückerstattungen. Das betrifft mehrere Hin- und Rückflüge innerhalb Europas: nach Neapel, Dresden und Amsterdam.
Miserabler Kundendienst
Retica ist mit dem Problem nicht allein. Die meisten Kunden haben vor dem Lockdown gebucht. Dann wurde der Flug gestrichen. Aber auch Flüge in Länder, die offiziell wieder aufgemacht haben, werden teilweise kurzfristig abgesagt. So wie jener von Retica von Zürich nach Amsterdam im Juli. Die Fluggesellschaft verspricht Erstattungen. Doch diese lassen auf sich warten.
«Am schlimmsten finde ich den Kundendienst. Man hängt stundenlang in der Warteschleife und wird dann einfach aus der Leitung geworfen», sagt Retica. «Da wäre es mir lieber, die sagen einfach, dass sie kein Geld mehr haben, anstatt einen so auflaufen zu lassen.»
Millionenbetrag für stornierte Flüge ausbezahlt
Ähnlich erging es Thomas A. (42) und seiner Freundin Mimi S. (36). Sie haben vor dem Lockdown Flüge nach Cancún in Mexiko für insgesamt 2400 Franken gebucht. «Immer die gleiche Erklärung bei der Hotline: Wegen der ausserordentlichen Lage dauert es eben länger ...», sagt er genervt.
Die Swiss wehrt sich gegen die Vorwürfe. «Bis anhin hat Swiss einen dreistelligen Millionenbetrag für stornierte Flüge ausbezahlt. Jede Woche werden mittlerweile Tickets im Wert von mehreren Millionen Schweizer Franken erstattet», so eine Sprecherin gegenüber BLICK. Sie räumt aber ein: «Aufgrund der hohen Nachfrage finden die Rückerstattungen nicht in den üblichen Fristen statt.»
Reichen die Staatshilfen überhaupt aus?
Die Rückzahlungen an die Kunden ist nicht der einzige Kostenpunkt der Swiss. Von den Hilfskrediten müssen auch noch andere Anforderungen bedient werden. Es gebe zudem fixe Kosten wie für Kerosin, Mieten, IT, Personal und Unterhalt der stillgelegten Flugzeuge, so die Sprecherin.
Ob dann noch Geld für die Rückerstattungen übrig bleibt? «Klar ist, dass der staatlich garantierte Kreditvertrag auch Rückerstattungen inkludiert», so die Sprecherin. Und sie macht den Wartenden Hoffnung. «Wer die Ticketkosten zurückfordert, wird diese auch erhalten.»