Cocktail am Strand. Frische Pasta im romantischen Restaurant in der italienischen Altstadt. Mediterranes Sommer-Wetter – und all das trotz Corona. Mit diesen verlockenden Angeboten machen Airlines und Reisebüros ihren Kunden wieder Mut. Verreisen ist eben doch möglich – so die Botschaft.
Auch bei BLICK-Lesern ist die Reiselust erwacht. Sie warnen jedoch: Die Angebote der Fluggesellschaften sind mit Vorsicht zu geniessen. Zum Beispiel: Ehepaar Doris und Geri Schnell aus Grenchen SO wollte am 17. Juni mit Edelweiss von Zürich nach Olbia auf der italienischen Ferieninsel Sardinien fliegen. Die Buchung am 4. Juni für 112 Franken wurde bestätigt. Vier Tage später teilt Edelweiss jedoch mit: Der Flug ist storniert. «Man hat ja ein Vertrauen in solche Unternehmen», sagt Geri Schnell (73). «Das ist jetzt dahin.»
Umbuchen ist teuer und aufwendig
Seine Frau und er machen schon seit Jahren mit einem befreundeten Ehepaar gemeinsam Ferien. Zum dritten Mal in Folge wollte das Quartett in das Hotel Fenicia Residence auf Sardinien. Vor Corona wäre das eine Selbstverständlichkeit gewesen. Heute ist das anders. Reisen ist kein Selbstläufer mehr. «Zwar sagte uns das Hotel vor Ort, es sei alles in Ordnung», so Schnell. «Aber jetzt haben wir keinen Flug mehr.»
Die Alternative: Mit dem Zug von Zürich nach Mailand (I) und von dort mit dem Flugzeug weiter. «Diese Option überlegen wir uns noch», so Schnell. «Wenn nicht, bleiben wir eben zu Hause.» Das bedeutet, alles absagen: Mietwagen, Hotelreservierung und andere gebuchte Aktivitäten vor Ort.
Corona hat alles verändert
Der offizielle Grund für die Absagen: Die «weltweite Ausbreitung des Coronavirus», schreibt Edelweiss. Tatsächlich öffnet Sardinien erst am 25. Juni wieder die Flughäfen für internationale Flüge. Das war laut Edelweiss-Sprecher Andreas Meier der Airline aber erst am 8. Juni bekannt.
«Wir machen seit dem Ausbruch der Corona-Krise unsere Kunden auf allen Kanälen darauf aufmerksam, dass unsere Planung nach wie vor stark von den Einreisebeschränkungen der jeweiligen Länder abhängig ist», so Edelweiss-Sprecher Andreas Meier.
Der einzige Weg nach Sardinien, der offenbar wirklich funktioniert: Mit dem Auto nach Italien – und von dort mit der Fähre rüber auf die Insel. Flüge sind nach wie vor Glücksache.
Undurchsichtige Buchungsprozesse
Ungewöhnlich bleibt aber auch dieser Edelweiss-Fall: Ein weiterer BLICK-Leser buchte am 31. Mai die gleiche Edelweiss-Strecke von Zürich nach Olbia auf Sardinien für den 24. Juni – also einen Tag vor der Öffnung der Grenzen. Die Buchung ging durch. Nach der Buchungsbestätigung dann die Überraschung. Der Kunde sollte die Bestätigung nochmals bestätigen. Sonst drohe eine Annullierung der Tickets. Danach wurde der Flug insgesamt storniert.
Die Entschädigung der Airline: Kunden können entweder kostenlos auf einen alternativen Flug umsteigen, online einen Gutschein über den Wert ihrer Buchung anfordern oder die Summe ganz zurückverlangen. «Wir geben uns Mühe, das Geld so schnell es geht zurückzubezahlen», so Meier.
Stornierungen bei allen Airlines
Edelweiss ist nicht die einzige Airline, die den Flugplan derzeit nicht sicher durchführen kann. Billiganbieter Esayjet schliesst Annullierungen auch nicht aus. Geringe Nachfrage oder Corona-bedingte Umstände können zu Stornierungen führen. «Wir überprüfen unseren Sommerflugplan weiterhin laufend und werden, wo immer möglich, Änderungen vornehmen, um Veränderungen der Nachfrage und bei Einschränkungen zu berücksichtigen.»
Auch bei der Swiss kann man nicht sicher sein. «Es ist unser oberstes Ziel, einen verbindlichen Flugplan anzubieten», so ein Swiss-Sprecher zu BLICK. Aber: «In seltenen Ausnahmefällen kann es zu Flugstreichungen kommen.»
Nach Corona gilt also: Die neue Normalität ist weg. Wer ab heute reisen will, klärt lieber alles doppelt und dreifach ab. Und selbst dann: Stornierungen sind immer möglich.