Seit dem 15. Juni sind die Grenzen offen. Damit sind auch Ferienreisen ins europäische Ausland wieder möglich. «Wir verspüren ein deutliches und weiter steigendes Nachfrageplus», sagt Reiseveranstalter Kuoni. Und Hotelplan erkennt schon erste Trends: «Besonders Griechenland und Zypern sind bei unseren Kunden beliebt.»
Trotzdem will Walter Kunz (59) noch nicht in Euphorie verfallen. Der Geschäftsführer des Schweizer Reiseverbands erklärt: «Viele Leute warten noch ab und wollen erst wissen, wie es anderen Touristen ergeht. Niemand weiss, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickelt.» Das Bundesamt für Gesundheit rät Reisewilligen deshalb zur Vorsicht.
Über ein Reisebüro buchen
«Wichtig ist eine seriöse Vorbereitung», sagt Frank Bumann (59), Tourismus-Dozent an der Fachhochschule Graubünden. «Wer jetzt ins Ausland reisen will, ist gut beraten, über ein Reisebüro zu buchen. Es kann plötzlich schnell gehen, dann ist man auf Informationen und Unterstützung angewiesen.» Was gerne vergessen gehe, aber in der aktuellen Situation besonders wichtig sei: «Reisende sollten mit den Versicherungen vorgängig offene Fragen klären, um im Falle einer Erkrankung nicht vor Problemen zu stehen.»
Trotz der Einschränkungen ist das Fernweh bei vielen Schweizern gross. Und Fakt ist: Auslandsreisen sind jetzt möglich. So hat die Ferieninsel Mallorca unlängst die ersten deutschen Touristen eingeflogen. Philippe C. Erhart (68) ist CEO von Universal Mallorca-Reisen. Sein Familienbetrieb besitzt 14 Hotels auf Mallorca. Er sieht Licht am Ende des Tunnels. «Mallorca-Ferien sind möglich!» Seit heute sind die Grenzen zu Spanien wieder offen. Gerade was das Maskentragen in der Öffentlichkeit betrifft, werden sich Schweizer im Ausland umstellen müssen. In vielen Ländern gelten strengere Regeln als hierzulande. Mallorca-Reiseveranstalter Erhart gewinnt den Umständen aber auch Positives ab – zumindest aus Sicht der Gäste: «Es wird in diesem Jahr bedeutend weniger Leute haben auf der Insel. Denn viele Ketten öffnen vorerst nur einen Teil ihrer Hotels.»
Mehr Buchungen als Stornierungen
Für Erhart ist klar: «Die Leute wollen raus. Erstmals seit Ausbruch der Krise verzeichnen wir mehr Buchungen als Stornierungen.» Und die Hotels hätten seriöse Szenarien für den Fall von Corona-Erkrankungen vorbereitet. Albtraum-Ferien wie auf Teneriffa, wo Ende Februar ein ganzes Hotel unter Quarantäne gestellt wurde, werde es nicht mehr geben. Auch die Fluggesellschaften sind vorsichtig: «Wir fliegen nur Feriendestinationen an, bei denen eine Einreise möglich ist», sagt Edelweiss-Sprecher Andreas Meier. «Wir achten darauf, dass die lokale touristische Infrastruktur intakt und ein sicherer Aufenthalt möglich ist.»
Und Ferien in Übersee? Viele Länder ausserhalb Europas halten sich bei Grenzöffnungen zurück. Walter Kunz weist zudem darauf hin, dass sich in Ländern wie den USA die Situation je nach Bundesstaat anders gestalte. «Wenn der Kunde über ein Reisebüro gebucht hat, wird individuell besprochen, was möglich ist.»
Klar ist: «Wer jetzt ins Ausland reist, geht Risiken ein», sagt Tourismus-Dozent Bumann. «Man muss bereits sein, diese zu tragen.»