Kahlschlag in grösster regionaler Genossenschaft
Migros Aare spart 300 Jobs weg

Die Migros kommt nicht zur Ruhe. Jetzt meldet die Genossenschaft Aare ein Effizienzprogramm an. 300 Stellen fallen diesem zu Opfer. Es wird auch Kündigungen geben, sagt das Unternehmen.
Publiziert: 17.09.2019 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2019 um 08:48 Uhr
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Januar 2018: Nachdem er zum Migros-Präsident und CEO gewählt worden war, tritt Fabrice Zumbrunnen (49) seine neue Stelle an. Er beerbt damit seinen Vorgänger Herbert Bolliger (65).
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger und Julia Fritsche

Der Sparhammer saust bei der Migros Aare runter. Die grösste regionale Genossenschaft des Migros-Imperiums kündigt am Dienstag den Abbau von rund 300 Stellen an. Dieser erfolgt in den nächsten 24 Monaten und steht im Zusammenhang mit einer neuen Unternehmensstrategie, wie es in einer Mitteilung heisst.

«Die Mitarbeitenden in der Betriebszentrale wurden heute persönlich über die Effizienzmassnahmen informiert», sagt eine Sprecherin. Das Marktumfeld habe sich verschärft, die Kundenbedürfnisse seien heute andere als früher, lautet die Erklärung. Man müsse sich für die digitale Zukunft aufstellen.

Laut Migros Aare umfasst das Effizienzprogramm namens «Fokus» – es wurde im Januar 2019 angestossen – über 100 verschiedene Initiativen. Diese würden laufend über die ganze Organisation hinweg umgesetzt. «Bis Ende 2021 wollen wir damit Kosten in der Höhe von drei Prozent des Umsatzes einsparen», sagt die Sprecherin weiter. Das sind rund 100 Millionen Franken an Einsparungen pro Jahr.

Im vergangenen Jahr erzielte die Migros Aare einen Umsatz von 3,4 Milliarden Franken. Sie beschäftigt 11'874 Mitarbeitende.

Kündigungen bereits im Oktober

Gewichtige Initiativen seien zum Beispiel die Überarbeitung der Immobilien-Strategie und die Einkaufsprozesse. Besonders unter die Lupe genommen werde der Aufbau der Organisation.

«Neben der Senkung von Sachkosten wird es auch zu einem Stellenabbau kommen.» Migros Aare will den grössten Teil des Stellenabbaus über die natürliche Fluktuation auffangen. Das Versprechen an die Betroffenen: Professionelle und individuelle Unterstützung bei einer beruflichen Neuausrichtung. Ein Sozialplan kommt zudem zur Anwendung.

Punktuell soll es zu Kündigungen kommen. So werden bis Ende Oktober in der Betriebszentrale in Schönbühl BE 20 Kündigungen ausgesprochen.

Kopfschütteln bei den Gewerkschaften. «Wir erwarten vom grössten Arbeitgeber der Schweiz, der sich ausserdem als besonders sozialverantwortlich bezeichnet, interne Lösungen für die betroffenen Angestellten zu finden, um Entlassungen zu vermeiden», heisst es bei der Unia.

«Langfristig wettbewerbsfähig bleiben»

Migros-Aare-Chef Anton Gäumann: «Wir tun diesen Schritt, um langfristig wettbewerbsfähig und rentabel zu bleiben.» Damit könne die grösste Genossenschaft mit den Regionen Aargau, Solothurn und Bern agiler werden, um sich schneller auf die sich verändernden Marktverhältnissen anpassen zu können.

Den Anfang des Abbau-Reigens bei der Migros machte die Zentrale im Sommer 2018. Fabrice Zumbrunnen (49), der auf Ex-Chef Herbert Bolliger (65) folgte, kündigte dazumal den Abbau von 290 Stellen in der Zentrale in Zürich an. Von den 2700 Arbeitsplatzen am Hauptsitz geht damit jede neunte Stelle verloren.

Zwölf Monate später, im Sommer 2019, häuften sich dann die Meldungen aus den zehn regionalen Genossenschaften der Migros. So kündigte die Migros Ostschweiz den Abbau von insgesamt 165 Jobs an, um «die Arbeitsplätze von 10'000 Mitarbeitenden zu sichern», wie Geschäftsleiter Peter Diethelm (54) sagte.

Wie es um die zweitgrösste regionale Genossenschaft, die Migros Zürich, steht, ist unklar. «Wir prüfen in regelmässigen Abständen – so auch aktuell – unsere Strukturen und Prozesse», sagte Sprecher Francesco Laratta Ende Juni zu BLICK. Auf die Frage nach einem grösseren Jobabbau oder Sparprogramm wollte er nicht eingehen. Im Juli kündigte die Migros Zürich dann einen Abbau von 38,7 Vollzeitstellen in den zentralen Diensten an.

Nicht nur Migros-Regionen müssen bluten

Die Migros will radikal abspecken. Auf den Stellenabbau in der Zentrale und den Regionen folgte im Sommer ein weiterer Hammer – just vor dem Antritt von Ursula Nold (50), der ersten Frau als Migros-Präsidentin. Der orange Riese stellt die Globus-Warenhäuser, die Möbelkette Interio, die Gruppe Gries Deco mit der Marke Depot sowie die E-Bike-Firma M-Way zum Verkauf. «Die Töchter passen nicht mehr zur DNA der Migros», sagte Migros-Chef Zumbrunnen.

Betroffen sind 9018 Mitarbeiter – vor allem in der Schweiz, aber auch im Ausland. Für sie hat Zumbrunnen keine Arbeitsplatzgarantie. Der Verkauf läuft noch. Der orange Riese will zu gegebener Zeit informieren.

Bei der Migros bleibt weiter kein Stein auf dem anderen: Gespart wird in der Verwaltung in Zürich, im stark gewachsenen Handelsdepartement und nun auch in immer mehr Regionen.

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