Was ist los bei der Migros in der Ostschweiz? Gestern verkündete die regionale Genossenschaft die Schliessung der Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen. Auch die Tennishalle, Aussenplätze und das Restaurant machen dicht. Vom Aus betroffen sind 75 Angestellte. «Die Migros Ostschweiz muss sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, um langfristig erfolgreich zu sein und die Arbeitsplätze von 10'000 Mitarbeitenden zu sichern», sagt Geschäftsleiter Peter Diethelm (54).
Am Montag, nur zwei Tage vor dieser Ankündigung, gab Diethelm bereits den Abbau von 90 Stellen in der Zentrale in Gossau SG bekannt. Kündigungen sind möglich. Diethelm gibt die Marschrichtung vor: «Wir müssen unsere Kräfte konzentrieren und unsere Effizienz erhöhen.» So schmerzhaft die Massnahmen auch seien. Der Stellenabbau in der Zentrale und der Rückzug im Gründenmoos hätten die gleiche Ursache, bestätigt ein Sprecher auf Nachfrage.
Sparprogramm läuft in den Regionen
Überprüfung von eingefahrenen Strukturen und Prozessen, Straffung der Organisation. Themen, die auch bei anderen zehn Migros-Genossenschaften ganz oben auf der Agenda stehen. Dies, nachdem Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) im Sommer 2018 mit dem Sparhammer durch die Zentrale des Migros-Genossenschafts-Bunds (MGB) gezogen war. Dem Programm fielen 290 Stellen in der Verwaltung und im IT-Bereich zum Opfer. Ganze Abteilungen wurden aufgelöst oder zusammengelegt.
BLICK weiss: Nach der Zentrale sind nun die Regionen dran. Auch sie müssen Effizienz- und Sparprogramm aufgleisen. Insbesondere die Genossenschaften an der Grenze zu Deutschland und Frankreich wälzen Pläne für einen Stellenabbau. Dieses Wort in den Mund nehmen will öffentlich aber keiner. Noch nicht.
Transparenz über alle «Einsparpotenziale»
Bei der Migros Aare, der mit den Regionen Aargau, Solothurn, Bern grössten Genossenschaft, heisst es aber vielsagend: «Wir befinden uns aktuell in der Phase der Grobanalyse, in der die gesamte Kostenbasis analysiert wird.» Erst wolle man Transparenz über alle «Einsparpotenziale» haben, sagt Sprecherin Andrea Bauer. Dann entscheide man über entsprechende Massnahmen und deren Umsetzung: «Sie ermöglichen uns, effizienter, schlanker und anpassungsfähiger zu werden.» Welche Hebel die Migros Aare ansetzt, weiss man laut Bauer spätestens Ende 2020.
Die Migros Basel sei als Genossenschaft besonders dem Einkaufstourismus ausgesetzt, sagt Sprecher Moritz Weisskopf. «Auch der zunehmende Online-Handel sowie der wachsende Discountmarkt zwingen uns seit Jahren, die Kostenstruktur zu hinterfragen.» Insbesondere jene in der Zentrale in Münchenstein BL. Entscheide sind laut Weisskopf noch keine gefällt.
Zürich ist die zweitgrösste regionale Genossenschaft der Migros. «Wir prüfen in regelmässigen Abständen – so auch aktuell – unsere Strukturen und Prozesse», sagt Sprecher Francesco Laratta. Auf die Frage nach einem Jobabbau oder Sparprogramm will er nicht eingehen.
Gar keine Antwort auf Fragen erhält BLICK aus den Regionen Genf und dem Tessin.
Genossenschaft Luzern hat vorgesorgt
Gut haben es die Regionen, die schon vor Zumbrunnens Amtsantritt über die Bücher gingen. Die Migros-Genossenschaft Luzern hat laut Sprecherin Antonia Reinhard schon vor zwei Jahren begonnen, die Kosten in der Zentrale zu senken. «Seit diesem Jahr werden verschiedenste Massnahmen umgesetzt. Diese haben aber keine personellen Konsequenzen», versichert Reinhard.
Dass die Migros-Regionen abspecken müssen, weiss auch Ursula Nold (50). Sie stand lange der Migros-Delegiertenversammlung vor und tritt am nächsten Montag ihr Amt als Migros-Präsidentin an. Sie gilt zwar als Traditionalistin, nach der gewonnenen Kampfwahl gegen Ex-SBB-Managerin Jeannine Pilloud (54) im März gab sie aber den Tarif durch: «Wir müssen schneller, agiler und effizienter werden.» Sie stützte damit Fabrice Zumbrunnens Willen, die Regionalfürsten auf Sparkurs zu zwingen.
Die Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen ist nicht das einzige Unternehmen aus dem Fitnessbereich, das die Migros schliesst. Ende September 2019 wird die Migros Ostschweiz nämlich die Pforten des Fitnessparks Einstein in St. Gallen dichtmachen. Man habe sich mit der Eigentümerin nicht über eine Verlängerung des Mietvertrags einigen können. 50 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Bereits im Herbst 2018 schloss die Genossenschaft Migros Aare das Hamam in Baden AG – per sofort. Der orange Riese hätte viel Geld in eine Renovierung stecken müssen. 67 Angestellte waren betroffen. Sie sollten nach Möglichkeit im Unternehmen weiterbeschäftigt werden. Im Frühjahr schloss ebenfalls die Migros Aare das Fitnesscenter Flower Power in Marin-Epagnier NE, 28 Angestellte waren betroffen. Stehen nun auch im in der Zukunft immer wichtigeren Gesundheitsgeschäft der Migros grossflächig Sparmassnahmen an? «Nein, bei den Genossenschaften ist kein Abbau in den Bereichen der Sportparks, Aquaparks, Golfparks oder Parks im Grünen geplant», sagt ein Sprecher auf Anfrage. Patrik Berger
Die Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen ist nicht das einzige Unternehmen aus dem Fitnessbereich, das die Migros schliesst. Ende September 2019 wird die Migros Ostschweiz nämlich die Pforten des Fitnessparks Einstein in St. Gallen dichtmachen. Man habe sich mit der Eigentümerin nicht über eine Verlängerung des Mietvertrags einigen können. 50 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Bereits im Herbst 2018 schloss die Genossenschaft Migros Aare das Hamam in Baden AG – per sofort. Der orange Riese hätte viel Geld in eine Renovierung stecken müssen. 67 Angestellte waren betroffen. Sie sollten nach Möglichkeit im Unternehmen weiterbeschäftigt werden. Im Frühjahr schloss ebenfalls die Migros Aare das Fitnesscenter Flower Power in Marin-Epagnier NE, 28 Angestellte waren betroffen. Stehen nun auch im in der Zukunft immer wichtigeren Gesundheitsgeschäft der Migros grossflächig Sparmassnahmen an? «Nein, bei den Genossenschaften ist kein Abbau in den Bereichen der Sportparks, Aquaparks, Golfparks oder Parks im Grünen geplant», sagt ein Sprecher auf Anfrage. Patrik Berger