In den zehn Migros-Regionen brennt es. Plötzlich wollen alle Genossenschaften sparen. Jetzt beginnt das Zittern bei den gut 9000 Angestellten der Genossenschaft Migros Zürich. Chef Jörg Blunschi (47) kürzt ihnen nicht nur Lohnnebenleistungen und Personalrabatte. Welche Zuschüsse wegfallen, verschweigt er der Öffentlichkeit. Um zu sparen, streicht er auch 38 Stellen.
Zwar will Blunschi gleichzeitig bis zu zehn Stellen neu zu schaffen. Die Hälfte dieser Stellen sind «zeitlich befristete Funktionen». Der Abbau soll bis 2022 über die Bühne gehen – im Bereich der zentralen Dienste wie Verwaltung, Logistik und Transport. Es wird auch zu Kündigungen kommen.
«Wir wollen den Schritt in die digitale Zukunft konsequent gehen und unsere Prozesse sowie die Organisation darauf ausrichten», wird Blunschi in einer Mitteilung der Migros Zürich zitiert. Genau dies forderte zuletzt Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (49) an der Medienkonferenz, als er den Verkauf des Luxuswarenhauses Globus, der Möbelketten Interio und Depot sowie der E-Mobilitätsläden M-Way bekannt gab.
Auch im Tessin geht man über die Bücher
Bereits kräftig durchgeschüttelt hat es vor zwei Wochen die Migros Ostschweiz. Ende Juni wurde der Abbau von 90 Jobs in der Zentrale in Gossau SG bekannt. Weiter sollen die Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen geschlossen sowie die Fitnesskette M-Fit (13 Standorte, 350 Angestellte) und die Güggeli-Restaurant-Kette Chickeria (15 Restaurants, 320 Angestellte) verkauft werden. Zudem werden den Angestellten Kantinenzuschüsse gekürzt und Personalpartys gestrichen, wie BLICK bekannt machte.
Doch nicht nur die Regionen Ostschweiz und Zürich müssen bluten. BLICK hakte bei den übrigen regionalen Genossenschaften nach. Zum Beispiel im Tessin, wo gerade die Jobs von rund 1600 Angestellten durchleuchtet werden. «Ja, es laufen entsprechende Programme zur Überprüfung der Effizienz», bestätigt Luca Corti, Sprecher der Genossenschaft Tessin. Ein Stellenabbau sei aber kein Thema.
Man diskutiere andere Sparmassnahmen. So wolle man die Effizienz steigern und indirekt Kosten sparen. Wie das genau geschehen soll? Eine konkrete Antwort bleibt aus.
Im Wallis analysiert man Sparmassnahmen
Auch die Migros Region Wallis brütet derzeit über den Zahlen. «Wir wollen effizienter werden, aber keine Jobs abbauen», sagt Fabien Lafarge, Sprecher der Migros Wallis. In verschiedenen Bereichen würden Sparmöglichkeiten analysiert. «Etwa wie man die Transporte besser organisieren kann, die Lagerbestände optimieren oder wie wir Energie sparen können», erklärt er. Eine bestimmte Frist habe man sich nicht gesetzt. «Das Ganze ist ein Prozess.»
Anders bei der Migros Aare. Die grösste der zehn Regionen will die Karten spätestens Ende 2020 auf den Tisch legen. «Wir befinden uns in der Phase der Grobanalyse, in der die gesamte Kostenbasis analysiert wird.» Erst wolle man Transparenz über alle «Einsparpotenziale» haben, sagt Sprecherin Andrea Bauer. Dann entscheide man über Massnahmen und deren Umsetzung: «Sie ermöglichen es uns, effizienter, schlanker und anpassungsfähiger zu werden.»
Basler leiden unter Einkaufstouristen
Die Migros Basel sei als Genossenschaft besonders dem Einkaufstourismus ausgesetzt, sagt Sprecher Moritz Weisskopf. «Auch der zunehmende Onlinehandel sowie der wachsende Discountmarkt zwingen uns seit Jahren, die Kostenstruktur zu hinterfragen.» Insbesondere jene in der Zentrale in Münchenstein BL. Entscheide sind laut Weisskopf noch keine gefällt.
Sparprogramm, Jobabbau, Kündigungen: Keine einzige dieser Massnahmen ist geplant, sagt Sandra Leuenberger von der Migros Neuenburg-Freiburg. Dort hat man derzeit andere Sorgen. Es tobt ein übler Streit zwischen dem Präsidenten Damien Piller (61) und der Migros-Zentrale in Zürich.
Beide Parteien haben sich mit Strafanzeigen eingedeckt (BLICK berichtete). Piller soll mehr als eine Million Franken in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, was er vehement bestreitet. Im Gegenzug hat Piller dem Migros-Genossenschafts-Bund einen Maulkorb in Form einer superprovisorischen Verfügung verpasst. «Wir dürfen uns zum laufenden Verfahren nicht äussern», sagt ein Sprecher.
Die Migros Waadt meint sec: «Bei uns gibt es kein ähnliches Optimierungsprogramm wie bei unseren Kollegen aus der Deutschschweiz.»
Keine Antwort auf die wiederholte Anfrage von BLICK gab gestern die Genossenschaft Migros Genf. Müssen auch ihre über 3300 Angestellten vor dem Sparhammer zittern? Womöglich sind die Verantwortlichen dort schon dabei, eine Mitteilung auszuarbeiten.