Internes Dokument macht Sparprogramm publik
Migros Ostschweiz streicht Kantinen-Zuschuss und Personal-Partys

Allein in der letzten Woche gab es drei Hiobsbotschaften bei der Migros Ostschweiz. Und es geht munter weiter, wie ein internes Dokument der Regionalgenossenschaft zeigt.
Publiziert: 01.07.2019 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2019 um 14:47 Uhr
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Zum vierten Mal in sieben Tagen sorgt die Migros Ostschweiz für Schlagzeilen im Zusammenhang mit Kostensenkungen und Jobabbau.
Foto: zvg
Ulrich Rotzinger

Die Migros Ostschweiz sorgt erneut für Unruhe. Nach den Hiobsbotschaften von letzter Woche kommt aus der Zentrale in Gossau SG eine weitere hinzu. Geschäftsleiter Peter Diethelm (54) will diverse Leistungen der Regionalgenossenschaft an seine fast 10'000 Mitarbeitenden kürzen. 

Heute Montag um 6.30 Uhr liess er im Intranet der Genossenschaft ein zweiseitiges PDF aufschalten. Es liegt BLICK vor und richtet sich an die Mitarbeitenden. Das Dokument heisst «Crossfit: Anpassung bei Vergünstigungen und Kostenbeteiligungen».

Ausriss aus einem Intranet-PDF der Migros Ostschweiz, das BLICK vorliegt. Darin informiert das Unternehmen über «Anpassungen» bei den Vergünstigungen für Mitarbeitende.
Foto: Zvg

Crossfit, so heisst das interne Projekt (kein Fitnessprogramm!) der Ostschweizer. Damit sollen «kritische Geschäftsfelder» der Regionalgenossenschaft unter der Leitung von Diethelm identifiziert und überprüft werden. 

Kein Zuschuss mehr für Personalrestaurants

Der Sparübung zum Opfer fallen künftig auch freiwillige Leistungen der Migros Ostschweiz an die Mitarbeitenden. Ein Überblick:

Personalrestaurants in Gossau: Per 1. Januar 2020 fallen die finanziellen Zuschüsse des Unternehmens für die Personalrestaurants BZ1 und BZ2 in der Zentrale in Gossau weg. Die Migros Ostschweiz: «Nach wie vor wird allen Mitarbeitenden ein attraktives Verpflegungsangebot zu Konditionen wie im Migros-Restaurant zur Verfügung stehen.»

70-Franken nur noch alle zwei Jahre: Bislang zahlte das Unternehmen pro teilnehmenden Mitarbeitenden jährlich 70 Franken für einen Personalanlass. Ab 2020 gibts diesen nur noch alle zwei Jahre, «und zwar jeweils in den geraden Kalenderjahren», heisst es in dem internen Dokument.

Pensioniertentag nur noch alle zwei Jahre: Ebenfalls bislang jährlich gabs einen Anlass für die Pensionierten der Migros Ostschweiz. Der nächste findet am 11.6.2020 statt. Der übernächste dann erst wieder im Jahr 2022.

Maximalbetrag für Klubschulen/Freizeitanlagen sinkt: Per 1. Januar 2020 beträgt der jährliche maximale Betrag pro Person (Vollzeitstelle) noch 800 Franken statt bislang 1000 Franken. Dabei dürfen maximal 400 Franken (bislang 700) für Freizeit- und Fitnessabonnemente sowie Angebote der Gesundheitsförderung verwendet werden können, heisst es.

Kostenbeteiligung bei Aus-/Weiterbildung: Schon per 1. Juli 2019 schraubt die Migros Ostschweiz bei Weiterbildungslehrgängen. Die Kostenbeteiligung für funktionsbedingt notwendige höhere Lehrgänge beträgt wie bisher 80 Prozent, neu aber bis zum Maximalbetrag von 20000 Franken. «Externe Weiterbildungen, die für die Funktion nicht notwendig sind, werden hingegen nicht mehr finanziell unterstützt», heisst es weiter.

Laut Personalchef René Frei biete die Migros Ostschweiz ihren Mitarbeitenden «klar überdurchschnittliche Konditionen im Bereich der freiwilligen Leistungen». Die Rede ist von Mehrfach-Cumuluspunkten, Vorzugskonditionen bei der Migrosbank, Migrol und Co.

Im internen Dokument an die Mitarbeitenden hält Frei fest: «Die Anpassungen bei den Vergünstigungen und Kostenbeteiligungen sind leider nötig, um unsere Zentralkosten auf ein nachhaltig tragbares Mass zu senken.»

Wer dies liest mag sich zu Recht fragen, wie die Zentralkosten auf ein nicht mehr nachhaltig tragbares Mass in den letzten Jahren steigen konnten.

Zur Erinnerung: Die Migros Ostschweiz sorgte allein in der vergangenen Woche für drei Hiobsbotschaften. In der Zentrale in Gossau werden 90 Stellen abgebaut. Der Betrieb der Sportanlage Gründenmoos in St. Gallen mit 75 Angestellten wird aufgegeben. Und die Fitness-Kette M-Fit und Fastfood-Restaurants Chickeria sollen verkauft werden.

Die Zentrale des Migros-Genossenschafts-Bundes in Zürich will unterdessen Globus, Interio, M-Way und Depot verkaufen, um wieder zurück zum Kerngeschäft zu finden.

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