Vor knapp einem Jahr verurteilte das Zürcher Bezirksgericht den Schwyzer SVP-Politiker Bernhard Diethelm (41) wegen Körperverletzung und verbotener Pornografie zu einer bedingten Gefängnisstrafe von acht Monaten plus Geldstrafe. Viel zu milde, fand die Zürcher Staatsanwaltschaft, und legte Berufung gegen das Urteil ein.
Wie das Zürcher Obergericht gegenüber Blick bestätigt, findet die Berufungsverhandlung am 4. September statt. Die Staatsanwaltschaft fordert ein höheres Strafmass. Sie wirft Diethelm auch die versuchte Vergewaltigung einer Prostituierten vor.
Sadomaso-Spiel eskaliert
Was ist passiert? Im Sommer 2021 buchte Diethelm in Zürich eine deutsche Prostituierte für Sadomaso-Spiele. Die 26-Jährige später vor Gericht: «Er hat mich von hinten im Schwitzkasten mit dem Unterarm am Hals gewürgt.» Sie konnte kaum noch atmen: «Ich habe Todesangst ausgestanden.»
Diethelm habe ihr den Mund zugehalten und versucht, ihr über die Nase eine «süsslich-modrig» riechende Substanz zu verabreichen. «Dabei ist mir schummrig geworden», sagte die Sexworkerin. Vermutlich habe es sich um das Narkosemittel Chloroform gehandelt.
Zwischen Diethelm und der Sexworkerin kam es zum Kampf. Sie habe sich mit allen Mitteln gewehrt und laut geschrien, sagte sie vor Gericht. Wie die Rechtsmedizin feststellte, erlitt die junge Frau Schürfungen, Kratzer und Prellungen am Rücken, an Armen und Beinen sowie Unterblutungen des Unterkiefers, eine Folge des Würgens. Diethelm habe ihr sogar Extensions ausgerissen. Im Rahmen der Ermittlungen stiess die Staatsanwaltschaft bei dem Angeklagten auf verbotene Pornografie mit Tieren.
Letzten November räumte Diethelm seinen Sitz im Kantonsrat Schwyz. Auf Druck der Kantonalpartei hatte Diethelm die SVP-Mitgliedschaft nach dem Urteilsspruch von sich aus vorübergehend sistiert. Seitdem nimmt er nicht länger an Sitzungen und anderen Veranstaltungen der Partei teil. Er wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen.