Der «Solarexpress» verliess den Bahnhof am 30. September 2022. Damals beschloss das Parlament dringliche Massnahmen zur Stromversorgung im Winter: Für grosse Solaranlagen in den Alpen zahlt der Bund bis zu 60 Prozent der Investitionskosten.
Dafür gibt es Bedingungen: Die hochalpinen Anlagen müssen eine jährliche Mindestproduktion von 10 Gigawattstunden haben – und schon Ende 2025 muss mindestens 10 Prozent der erwarteten Produktion am Netz sein.
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Mit diesem Passus drückte das Parlament aufs Tempo: Der «Solarexpress» sollte rasch Fahrt aufnehmen. Bis zu 200 alpine Solarkraftwerke sollen gebaut werden.
«Solarbummler»
Das klappt bisher allerdings nicht wie erhofft. Wie die Übersicht des Bundesamts für Energie zeigt, haben es bisher erst sechs Grossanlagen bis zur öffentlichen Planauflage gebracht. Dutzende andere Projekte sind weiterhin in Planung, manche wurden teils deutlich verkleinert oder bereits wieder beerdigt.
Im letzten September bremste die Walliser Stimmbevölkerung den «Solarexpress»: 54 Prozent sagten Nein zu einem beschleunigten Verfahren für den Bau grosser Solarkraftwerke. Der «Solarexpress» werde zum «Solarbummler», sagte der zuständige Staatsrat Roberto Schmidt (61) am Abstimmungssonntag.
Das bekannte Projekt «Grengiols-Solar» im Oberwalliser Saflischtal etwa, das der frühere SP-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann (71) initiierte, wurde deutlich reduziert. «Grengiols wurde kastriert!», sagte Bodenmann im Blick-Interview. Am 10. Dezember sagten die Stimmbürger aber Ja zum verkleinerten Vorhaben.
Mögliche Fristverlängerung
Am 26. November hatte die Bündner Gemeinde Ilanz GR dagegen zwei grosse Solarprojekte des Energiekonzerns Axpo abgelehnt. Nächsten Montag entscheidet die Stimmbevölkerung von Surses GR, ob das Projekt Nandro-Solar des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich realisiert werden soll. Nur zwei Tage später entscheidet die Bevölkerung von Albinen VS in einer Konsultativabstimmung über ein Solarprojekt am Albiner Schafberg bei der Alp Tschärmilonga.
Bereits klar ist jedoch: Der Zeitdruck im «Solarexpress» führt vielerorts zu Problemen: Planung, demokratische Prozesse und Bau brauchen länger. Im Nationalrat wurde deshalb bereits gefordert, die Frist auf 2028 zu verlängern.
Der «Solarexpress» ist also weiterhin unterwegs. Vielleicht braucht er aber deutlich länger bis ans Ziel.