«Ich lasse nicht noch einmal über das Gleiche abstimmen»
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Burgervorstand Bruno Ruppen:«Ich lasse nicht noch einmal über das Gleiche abstimmen»

Bizarr-Entscheid in Saas-Grund
Vier Jäger schiessen 120-Millionen-Solarprojekt ab

In vier Gemeinden wird über ein geplantes Solarprojekt im Saastal abgestimmt. Dreimal gibt es ein Ja, nur in Saas-Grund heisst es: Nein! Und das denkbar knapp: Nur vier Stimmen reichten, um das 120-Millionen-Projekt bachab zu schicken.
Publiziert: 22.12.2023 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2024 um 15:33 Uhr
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Bruno Ruppen, Burgerpräsident von Saas-Grund, ist enttäuscht vom äusserst knappen Nein zum Solarfeld Galmen in seiner Gemeinde.
Foto: Meul Martin (eum)
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Martin MeulReporter News

Es ist ein Dämpfer für die Walliser Solarpläne. Mit nur gerade einmal vier Stimmen Differenz erteilten die Burger von Saas-Grund dem Solarprojekt Galmen eine Absage. 19 Nein zu 15 Ja lautet das Verdikt für das millionenschwere Projekt – bei einer Stimmbeteiligung unter 10 Prozent!

Unter dem Namen Galmen wollte der Energiekonzern Enalpin beim Mattmarkstausee im Wallis ein Solarkraftwerk bauen, als Teil des Megaprojekts Vispertal Solar. Dieses alpine Solarkraftwerk hätte aus drei gleich grossen Feldern in den Walliser Alpen bestehen sollen.

Allein Galmen hätte eine Jahresproduktion von 44 Gigawattstunden (44 Millionen Kilowattstunden) liefern sollen. Strom für über 9000 Haushalte. Jetzt fällt dieser Teil weg. Denn für den Bau des Solarparks wäre die Zustimmung aus allen vier Gemeinden im Saastal nötig gewesen. Die drei anderen Gemeinden hatten das Projekt denn auch gutgeheissen. Das Gebiet gehört den vier zu gleichen Teilen, heisst: Sagt nur jemand nein, sind alle raus. Weil es keine definierten Parzellen gibt, kann auch nicht einfach um den Anteil von Saas-Grund reduziert werden.

Eine faustdicke Überraschung

Das ultraknappe Nein an der Burgerversammlung kam für den Burgervorstand Bruno Ruppen (69) überraschend. «Ich hatte fest mit einem Ja gerechnet», sagt er zu Blick. Vor allem, weil es im Vorfeld keine kritischen Stimmen im Dorf gegeben habe.

Kritiker gab es aber eben doch. Ruppen nennt die Kreise: «Vor allem Landwirte, touristisch interessierte Personen und die Jäger haben schlussendlich gegen das Projekt gestimmt.» Teile des Solarfeldes Galmen hätten ein Jagdbanngebiet beeinträchtigt. Die Gegner hätten sich offenbar still und leise abgesprochen, und entgegen den Empfehlungen des Burgerates entschieden. Ruppen als dessen Präsident hatte sich für ein Ja starkgemacht.

Gekommen ist es anders. «Hauptkritikpunkt der Gegner war der massive Eingriff in die bislang unberührte Landschaft», sagt Ruppen. Für das Kraftwerk Galmen wäre eine Fläche von etwa 65 Fussballfeldern mit Solarmodulen zugebaut worden.

Enttäuschung hier und da

Bruno Ruppen ist vom Ausgang der Abstimmung enttäuscht. Gleich wie der Energiekonzern Enalpin. Der Projektleiter von Vispertal Solar, Diego Pfammatter, sagt: «Vom Resultat waren wir überrascht und enttäuscht.» Das Gesamtprojekt Vispertal Solar sei durch das Nein in Saas-Grund allerdings nicht gefährdet.

Zu weiteren Schritten bezüglich des Solarfeldes Galmen will sich Pfammatter noch nicht äussern. Er sagt: «Wir werden Anfangs Januar mit den vier Saastaler Burgerräten das Gespräch suchen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.»

Das dürfte im Sinne des Gemeindeschreibers von Saas-Fee sein. Denn Bernd Kalbermatten erklärte kürzlich gegenüber dem «Walliser Boten»: «Es kann nicht sein, dass wegen einer Differenz von vier Stimmen ein Millionenprojekt im Saastal fallen gelassen wird.» Gegenüber Blick wollte sich der Gemeindepräsident von Saas-Fee, Stefan Zurbriggen, nicht weiter äussern.

«Stehe hinter der Demokratie!»

Die Aussage des Schreibers aus Saas-Fee findet Bruno Ruppen sehr bedenklich: «Auch wenn vier Jäger ein 120-Millionen-Projekt beerdigen, muss man das akzeptieren.» Man könne seine Enttäuschung zum Ausdruck bringen, nicht aber implizieren, dass der Entscheid «korrigiert werden» müsse.

Deshalb gibt es von Ruppen auch eine klare Ansage: «Ich werde die Abstimmung nicht einfach wiederholen lassen, das wäre mir zu peinlich.» Wer in diesem Punkt auf Schützenhilfe seinerseits hoffe, den müsse er enttäuschen. «Ich stehe hinter der Demokratie und ihren Prinzipien! Eine Stimme reicht, für eine Mehrheit», sagt Ruppen.

Also alles aus für das Solarkraftwerk Galmen? «Ja», sagt Burgerpräsident Ruppen. Um dann doch noch eine Hintertür aufzustossen. «Wenn es essenzielle Änderungen am Projekt geben würde, könnte man nochmals über eine Abstimmung nachdenken.» Ob es dann aber ein Ja in Saas-Grund geben würde, dürfe durchaus bezweifelt werden. «Die Stimmbürger lassen sich nicht gerne veräppeln», so Ruppen.

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