Zehntausende werden am Samstag in Bern erwartet, SBB setzen 14 Extrazüge ein
Wie gross wird die Klimademo?

Die Ruhe vor der Klimademo in Bern täuscht. Der Protest am Samstag könnte eine der grössten Demonstrationen in der Schweiz werden.
Publiziert: 27.09.2019 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2019 um 22:14 Uhr
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Hinter der nationalen Klimademo in Bern stehen mehr als 70 Verbände und Organisationen.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Der globale Klimastreik erreicht die Schweiz. Am Samstag findet in Bern die nationale Klimademo statt – und viel spricht dafür, dass es einer der grössten Protestzüge wird, den die Schweiz je gesehen hat. Mehr als 70 Verbände und Organisationen der Klima-Allianz stehen hinter dem Grossevent.

Aus der ganzen Schweiz werden Zehntausende Teilnehmer erwartet. Die SBB setzen zusätzlich 14 Extrazüge ab Zürich, St. Gallen, Basel, Lugano und Genf ein, zum Teil gibts besondere Sparbillette. Mindestens 600 reisen bekennend per Velo an, rund 30 Fahrten sind auf der Plattform «I bike to move it» registriert.

Die Schweiz streikt in Bern

Die Veranstalter wollen sich zu den möglichen Teilnehmerzahlen nicht äussern, doch auch die Kantonspolizei stellt sich auf eine Grossdemo ein. Bei den Klimastreiks im Frühjahr mischten in verschiedenen Städten bis zu 65'000 Teilnehmer mit. Vieles spricht dafür, dass die nationale Klimademo noch mal deutlich mehr Menschen mobilisiert.

Denn: Drei Wochen vor den nationalen Wahlen konzentriert sich alles auf Bern. Weil die Kundgebung von mehreren Organisationen unterstützt wird, wird bereits seit Monaten breit dazu aufgerufen. Und dann wäre da noch der Greta-Effekt.

270'000 Teilnehmer allein in Berlin

Mit der 16-jährigen Greta Thunberg haben die Klimastreiks angefangen. Im Hinblick auf den UN-Klimagipfel in New York, an dem Thunberg diese Woche teilnahm, findet seit dem 20. September die globale Streikwoche statt. In mehr als 2000 Städten in 129 Staaten sind Proteste geplant.

Ziel des weltweiten Protests ist es, dass das Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2016 eingehalten wird. Die wichtigste Forderung: das 1,5-Grad-Ziel. Die Erderwärmung, die im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits rund ein Grad erreicht hat, soll bei «deutlich unter zwei Grad» gestoppt werden, möglichst bei 1,5 Grad. Je wärmer die Erde wird, desto gefährlicher wirds für den Menschen: Es drohen etwa zunehmend unberechenbare Wetterlagen, Stürme, Hitze- und Kältewellen.

In den meisten Ländern gingen bereits am Freitag vor einer Woche die Klima-Demonstranten auf die Strasse. Insgesamt vier Millionen Teilnehmer sollen es weltweit bereits gewesen sein. In New York etwa protestierten nach Angaben der Organisatoren rund 250'000 Menschen für den Klimaschutz, das Bürgermeisteramt der Stadt sprach von rund 60'000. Überwältigende Teilnehmerzahlen wurden von rund 500 Demonstrationen aus Deutschland vermeldet. Allein in Berlin forderten 270'000 Demonstranten ein stärkeres Engagement für den Klimaschutz. Im australischen Melbourne gingen 100'000 Menschen auf die Strasse.

Auch das Wetter spielt mit

Andere Länder – wie etwa die Schweiz und Neuseeland – haben aus organisatorischen Gründen eine Woche später zu Demozügen und Streiks aufgerufen. Gut möglich, dass ihnen die Ereignisse der vergangenen Woche zusätzlich Aufwind geben.

Und dann wäre da noch die Witterung. Hitze, Kälte oder gar Regen drücken erfahrungsgemäss Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen. Für Samstag dürfte dahingehend nichts im Wege stehen. In Bern soll es trocken bleiben und teilweise sonnig sein. Gut Wetter für den Klimaschutz.

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