Gefährlicher Permafrost
Wird das Matterhorn gesperrt?

Bröckelnde Gipfel machen das Bergsteigen immer problematischer. Schon wird diskutiert, ob der berühmteste Berg der Schweiz für Alpinisten gesperrt werden soll. BLICK erklärt, warum das nicht geht.
Publiziert: 04.08.2019 um 18:15 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2019 um 08:45 Uhr
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Schön und gefährlich zugleich: Das Matterhorn ist einer der Berge weltweit, die am meisten Todesopfer fordern.
Foto: Imago
Myrte Müller

Majestätisch. Berühmt. Und gefährlich. Das Matterhorn zählt nicht nur zu den schönsten Bergen der Welt, er ist auch einer der tödlichsten: Seit seiner Erstbesteigung 1865 starben über 550 Menschen, beim Versuch, den Gipfel zu erklimmen. Jahr um Jahr steigt die Zahl der Opfer rasant. Mit ein Grund: Auftauender Permafrost und heisse, trockene Sommer lassen die Hänge bröckeln und die Gletscher schmelzen. 

Allein sechs Menschen kamen in den vergangenen Wochen am Matterhorn ums Leben. Das jüngste Beispiel: Der Chilene Gonzalo V.* (38) und sein Begleiter stürzen am 24. Juli an der Ostflanke über 800 Meter in den Tod, weil sich Felsbrocken lösten und sie mitrissen.

In immer höheren Lagen taut der Permafrost

Für Hans-Rudolf Keusen sei die Hitze höchstwahrscheinlich mit schuld: «In immer höheren Lagen taut der Permafrost», sagt der Geologe und Experte für Naturgefahren beim Schweizer Alpen-Club (SAC) der «SonntagsZeitung».

Schon wird laut diskutiert: Soll man das Matterhorn für Bergsteiger sperren? Das würden laut «SonntagsZeitung» einige Bergführer fordern. Allerdings alle anonym.

Matterhorn sperren – eine absurde Idee

Eine absurde Idee, findet Kollege Anjan Truffer (44): «Die Berge gehören allen», sagt der Chef der Bergrettung Zermatt zu BLICK. «Es wäre gar nicht möglich, das Matterhorn abzusperren. Es führen zu viele Wege auf den Gipfel. Man kann ja nicht überall Palisaden setzen.» 

Der Bergführer bestätigt, dass sich in jedem extrem trockenen und warmen Sommer die Risiken erhöhten. «Die Schneebrücken auf Gletscherspalten werden instabil und können brechen. Zudem kommt es immer wieder mal zu Steinschlag», sagt Truffer. «Wenn die Situation an manchen Routen kritisch wird, dann bieten wir Bergführer keine Begleitung mehr an.» Es würden dann Empfehlungen herausgegeben. «Doch viele Bergsteiger, die ohne Bergführer gehen, schlagen diese in den Wind.» 

Wie gefährlich die Berge sind, zeigte sich auch dieses Wochenende: Am Samstagmorgen stürzten am Walliser Dent Blanche (4357 m ü. M.) zwei deutsche Alpinisten ab. Stunden später brach an der Fiamma (2400 m ü. M.) bei Vicosoprano GR ein Felsstück ab und riss eine 30-jährige Deutsche in die Tiefe, verletzte ihren 36-jährigen Begleiter schwer. Zur gleichen Zeit verunglückte auch ein 66-Jähriger auf der Alp di Cadin bei Roveredo GR.

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