Das ging nach hinten los: Unter dem Titel «Jetzt reden wir Schwarzen» ist die SRF-«Arena» angetreten, den Rassismus in der Schweiz zum Thema zu machen. Nur: Den Grossteil der Sendung über sind drei von vier Personen in der vorderen Reihe weiss. Die Suche nach «Arena»-Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die aus eigener Erfahrung über Rassismus sprechen, war offenbar nicht einfach. Die Zusammensetzung der Protagonisten wird auch in der Debatte selbst zum Thema, viele hätten abgesagt, heisst es am Rande.
Nur: Interessierte hätte es durchaus gegeben. «Ich wurde angefragt, ob ich Interesse hätte, und habe zugesagt», sagt Remo Schmid-Aquino (34), schwarzer Prix-Courage-Sieger 2017. Eingeladen wurde er letztlich aber nicht. Moderator Sandro Brotz (50) bestätigt, dass mit Schmid-Aquino Kontakt aufgenommen wurde. Und betont: «Wir haben uns nicht gegen ihn, sondern für andere Personen entschieden.»
«SRF ist nicht mehr zu retten»
Schmid-Aquino ist enttäuscht. «Diese Sendung war eine Farce», findet er am Tag darauf. «Wie kann man behaupten, dass Rassismus keinen Platz hat, und dann kaum mit Betroffenen reden?» Insbesondere Teilnehmerin Angela Addo habe ihm leid getan. «Sie war offensichtlich völlig eingeschüchtert», findet er, «das ist keine Diskussion auf Augenhöhe.» Für ihn ist klar: «SRF ist nicht mehr zu retten.»
Sauer stossen ihm auch die Voten von SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler auf. «Zu behaupten, in der SVP gebe es keine Rassisten, ist eine schlichte Lüge.» Tatsächlich tut sich die SVP in dieser Hinsicht immer wieder schwer. Zuletzt hat etwa Anfang Jahr die Kandidatur von SVP-Politiker Marcel Toeltl (58) für das St. Galler Kantonsparlament für Aufruhr gesorgt: Nach einem Bundesgerichts-Entscheid von 2017 darf man diesen straffrei als «bekennenden Rassisten und Nazi-Sympathisant» bezeichnen.
Enttäuschung nach Hintergrundgespräch
Schmid-Aquino ist nicht der einzige, der sich enttäuscht über die Auswahl der Diskussionsteilnehmer zeigt. Laut dem Eritreischen Medienbund hatte SRF im Vorfeld mit ihnen Hintergrundgespräche geführt. Dieser engagiert sich dafür, dass Eingewanderte aus Eritrea – rund 40'000 Menschen – in der Schweizer Öffentlichkeit eine Stimme erhalten.
«Leider hat das Hintergrundgespräch nichts gebracht. Im Gegenteil», findet Sprecher Okbaab Tesfamariam. SRF habe gezeigt, dass es wenig Ahnung von Rassismus habe. «Wir und viele andere hätten eine Stimme verdient.»
Brotz verteidigt sich
Sandro Brotz verteidigt die «Arena» im Interview mit BLICK. «Wir haben das Thema Rassismus als wichtig und relevant erachtet und insgesamt fünf schwarze Menschen zu Wort kommen lassen – davon drei im Studio selbst», sagt er. Man habe eine aktuelle Debatte aufnehmen und ein Zeichen setzen wollen. «Dass dies beim Publikum nicht nur so angekommen ist, schmerzt mich auch für das Team der ‹Arena›».