Oralsex auf Swiss-Flug – das sagt der Flottenchef
«Sicherheit der Passagiere war nicht gefährdet»

Auf einem Swiss-Flug von Thailand nach Zürich beobachtete ein Pilot über die Überwachungskamera zwei Männer beim Oralsex – und filmte die Szene ab. Nun droht ihm eine Abmahnung – plus Nachhilfe in Sachen Datenschutz.
Publiziert: 07.12.2024 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2024 um 19:41 Uhr
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Dominik Jäggi ist Flottenchef bei der Swiss.

Auf einen Blick

  • Oralsex vor Cockpit-Tür: Swiss-Pilot filmt und kommentiert Vorfall
  • Piloten freigestellt
  • Flugsicherheit war nicht gefährdet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Auf einem Swiss-Flug von Bangkok (Thailand) nach Zürich nahmen zwei Männer den Sänger Reinhard Mey (81) wörtlich, der in einem seiner bekanntesten Lieder schwärmt: «Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.» Wie die Pendlerzeitung «20 Minuten» berichtet, hatten zwei Passagiere während eines Nachtflugs Oralsex – vor dem Cockpit. Weil die Tür zum Arbeitsplatz der Piloten mit einer Kamera überwacht wird, bekamen sie alles mit. 

«Noch ein Schlückchen Champagner und dann ...»

Nach Informationen von Blick filmte ein Swiss-Pilot, mutmasslich ein Deutscher, das Geschehen vom Bildschirm im Cockpit ab und kommentierte es mit den Worten: «Noch ein Schlückchen Champagner – und dann wieder schön den Schwanz in den Mund.» Bald kursierte die Oralsex-Szene per Whatsapp in Swiss-Kreisen und ging später viral.

Die Airline reagierte prompt und stellte nach Informationen von Blick die beiden Piloten frei, um den Vorfall zu untersuchen. Flottenchef Dominik Jäggi (51) will dies im Gespräch mit Blick nicht bestätigen. Er sagt nur: «Unsere interne Untersuchung bezüglich der Flugsicherheit ist inzwischen abgeschlossen. Die Befragung der Crew und die Faktenlage haben ergeben, dass es sich nicht um einen sicherheitsrelevanten Vorfall handelte. Zu jeder Zeit hat sich eine Person der vorgeschriebenen Überwachung des Flugs gewidmet.»

«Die Sicherheit der Passagiere war zu keinem Zeitpunkt gefährdet»

Bei Start, Landung oder unerwarteten Turbulenzen brauche es die «uneingeschränkte Aufmerksamkeit von zwei Pilotinnen und Piloten». Laufe über den Wolken alles nach Plan, genüge die «passive Art der Überwachung»: «Eine Person überwacht den Flug und übernimmt den Funkverkehr – die andere Person kann sich in der Zeit etwas erholen und zum Beispiel essen oder auch mal etwas lesen.» Während des Oralsex-Vorfalls im Bangkok-Flieger sei «eine Person im Cockpit mit dem Fliegen beschäftigt» gewesen, eine zweite habe gefilmt.

«Die Sicherheit der Passagiere war zu keinem Zeitpunkt gefährdet», betont Jäggi. Dennoch kritisiert der Flottenchef das Verhalten der Crewmitglieder im Cockpit: «Wir hätten erwartet, dass die Piloten die Flight-Attendants sofort auffordern, die Situation aufzulösen.» Zum Zeitpunkt des Vorfalls waren die Anschnallzeichen ausgeschaltet. «Später hat der Pilot dann das Anschnallzeichen aktiviert. So wurde die Situation beendet.» Passagiere zu filmen, auch indirekt über eine Überwachungskamera, sei ein No-Go.

Piloten droht Abmahnung

Was droht jetzt dem Flugzeugführer, der die Oralsex-Szene abgefilmt hat? Die Swiss will sich dazu nicht äussern. «Wir wollen aus Fehlern lernen. Damit dies ohne Angst geschieht, werden mögliche sicherheitsrelevante Vorfälle von einer disziplinarisch unabhängigen Stelle untersucht», sagt Jäggi. Man munkelt, dass die Piloten abgemahnt werden und Nachhilfe in Sachen Datenschutz erhalten.

Und welche Konsequenzen hat der Vorfall für die Männer, die Oralsex hatten? Auch hierzu will sich die Swiss nicht äussern. Grundsätzlich sei es möglich, Passagiere auf eine schwarze Liste zu setzen und so für weitere Flüge zu sperren – vor allem dann, «wenn in Zukunft ein ähnliches Verhalten zu erwarten» ist, sagt Jäggi. Der Flottenchef appelliert an den gesunden Menschenverstand: «Alle sollen sich an Bord wohlfühlen.» Er selbst habe in 17 Jahren bei der Swiss nie etwas von Sex über den Wolken mitbekommen.

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