Missbrauch vertuscht
Papst rüffelt Schweizer Bischöfe

Seit über einem Jahr ermittelt die katholische Kirche gegen sechs Schweizer Bischöfe. Nun liegt die Entscheidung vor.
Publiziert: 17.10.2024 um 21:12 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2024 um 23:27 Uhr
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Papst Franziskus hat Vorwürfe gegen Schweizer Bischöfe prüfen lassen.
Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire

Auf einen Blick

  • Schweizer Bischofskonferenz informiert am Freitag über Untersuchungsergebnisse
  • Vier von sechs beschuldigten Bischöfen sind noch im Amt
  • Es geht um sexuelle Belästigung und Vertuschung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Wie Blick aus sicherer Quelle weiss, will die Schweizer Bischofskonferenz am Freitag (18. Oktober) über die Ergebnisse einer kircheninternen Voruntersuchung informieren. Es geht um ein Verfahren gegen sechs Schweizer Würdenträger, die wohl mit einem Rüffel des Papstes davonkommen. Vier Mitglieder der Bischofskonferenz sind noch im Amt; ob sie dem Papst ihren Rücktritt anbieten werden, ist unklar.

Priester zeigt Bischöfe an

Vor eineinhalb Jahren zeigte ein ehemaliger Kadermann der katholischen Kirche, der Priester Nicolas Betticher (62), sechs Schweizer Bischöfe kirchenintern an und warf ihnen Vertuschung vor. Im Fall des Abtes von Saint-Maurice VS, Jean Scarcella (72), kommt der Vorwurf der sexuellen Belästigung hinzu: Ein damals jugendlicher Mann wirft Scarcella vor, ihn beim Klavierspiel bedrängt und den Takt mit der Hand auf dem Oberschenkel vorgegeben zu haben.

Der Betroffene schrieb sogar dem Papst einen Brief, um sich über den übergriffigen Abt zu beschweren. Die Staatsanwaltschaft Wallis stellte das Verfahren gegen Scarcella wegen Verjährung ein – unklar ist, welche Busse nun der Vatikan Scarcella aufbrummt. Nach öffentlichem Druck war Scarcella letztes Jahr in den Ausstand getreten, interimshalber leitet Jean-Michel Girard (76) die Klostergeschäfte in Saint-Maurice.

Vertuschungsvorwürfe gegen Schweizer Bischöfe

Hinzu kommen Vertuschungsvorwürfe. Diese sind kein Fall für die Staatsanwaltschaft, sondern allein für das Kirchenrecht. Die Beschuldigten sind:

  • Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey (74): Ein Opfer soll sich an den Bischof gewandt und von einem Missbrauch berichtet haben – doch Lovey habe nichts oder zu spät etwas unternommen.
  • Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod (62), soll bereits 2011 von einem Missbrauchsfall erfahren haben. Erst als 2020 Medien Details zum Missbrauch enthüllten, suspendierte Morerod den Priester.
  • Ein weiterer Mitwisser soll Weihbischof Alain de Raemy (65) gewesen sein, der übergangsweise das Bistum Lugano leitet. Früher besassen de Raemy und ein Missbrauchstäter ein Chalet im Wallis, wo der Übergriff stattfand. 2020 bestritt de Raemy gegenüber «Le Matin Dimanche», von der Tat gewusst zu haben. Er habe nur erfahren, dass der Mitbesitzer des Chalets «eine homosexuelle Beziehung hatte. Er sprach von einem Erwachsenen, von Küssen und Umarmungen.»
  • Der pensionierte Weihbischof Peter Bürcher (78) und der pensionierte Erzbischof Jean-Claude Périsset (85) sollen von Missbrauchsfällen gewusst, aber nichts unternommen haben.

Klar ist: Am Freitag wissen wir mehr. Das jüngste Gericht dürfte für die Schweizer Bischöfe bereits zu Lebzeiten beginnen.

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