Missbrauch in der Kirche
Neue Anzeige gegen den «Homo-Heiler» von Freiburg

Vor vier Jahren machte SonntagsBlick den Fall eines Priesters publik, der Therapien gegen Homosexualität empfohlen und einen Minderjährigen missbraucht haben soll. Nun liegt gegen den Geistlichen eine neue Anzeige vor – und Bischof Morerod gerät unter Druck.
Publiziert: 22.09.2024 um 10:30 Uhr
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«Homo-Heiler» P. K. wurde offenbar erneut übergriffig.
Foto: zVg
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Im Februar 2020 berichtete SonntagsBlick über den «Homo-Heiler» von Freiburg. Der Priester P. K.* wurde damals von seinem Mitbruder Nicodème Mekongo (54) beschuldigt, einen Minderjährigen missbraucht zu haben. K. sei «mit einem jungen Ministranten in sein Zimmer» gegangen. In diesem Raum nahm Mekongo später «starken Schweissgeruch» wahr. «Ich musste ausgiebig lüften, um den Gestank wieder loszuwerden.»

P. K. ist kein Unbekannter. Er gehörte früher den «Märtyrern der Keuschheit» in Paris an. Die fundamentalistische Gruppe will Menschen mit homosexuellen Neigungen «helfen», auf den katholischen Weg zurückzugelangen – mittels sogenannter Konversionstherapien.

Bischof Morerod unternahm erst mal nichts

Mekongo meldete seine Beobachtungen dem Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod (62). Der aber unternahm zunächst nichts. Erst als Medien berichteten, zeigte Morerod P. K. an. Die Staatsanwaltschaft stellte später das Verfahren gegen P. K. ein.

Zwar kritisierte der Bischof die homophoben Aussagen seines Untergebenen P. K., er durfte jedoch weiterhin als Priester arbeiten. Zunächst in einem Altersheim, später in einer Pfarrei in der Waadt. Genau hier soll es in letzter Zeit zu einem Übergriff gekommen sein – und Bischof Morerod suspendierte P. K. Die Staatsanwaltschaft Waadt teilt mit: «In diesem Frühjahr wurde eine Strafanzeige gegen einen im Kanton Waadt tätigen Priester eingereicht. Der angezeigte Sachverhalt ist derzeit Gegenstand polizeilicher Ermittlungen.»

Der Papst ermittelt auch gegen den Bischof

Dadurch gerät auch Bischof Morerod unter Druck. Warum hat er einen Priester, vor dem bereits vor Jahren gewarnt wurde, erneut auf Kinder und Jugendliche losgelassen? Zwar schwört die Kirche in Fällen von sexualisierter Gewalt immer wieder «Nulltoleranz!». Sie verspricht sogar, auch dann gegen Priester vorzugehen, wenn diese strafrechtlich nicht belangt werden können – handelt dann aber nicht konsequent. Ob sich P. K. einem Coaching oder einer Therapie unterziehen musste, ist unklar.

Nun könnte Morerods Wegschauen Konsequenzen haben: Nach einer internen Anzeige des Kirchenrechtlers Nicolas Betticher (62) ist der Vatikan aktiv geworden. Eine kircheninterne Strafuntersuchung geht dem Vorwurf nach, Bischof Morerod habe die Vorwürfe aus dem Jahr 2019 ignoriert. Laut Kirchenrecht hätte er den Fall nach Rom melden müssen. Wann der Papst über Morerods Zukunft entscheidet, ist nicht bekannt.

Bischof Morerod will sich aufgrund der laufenden Verfahren nicht äussern. P. K. war für SonntagsBlick nicht zu erreichen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

* Name geändert

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