Nach Pädophilie-Verdacht im Bistum Freiburg
Bischof Morerods Kirchenmann war «Schwulen-Heiler»

Bischof Charles Morerod suspendierte einen Pfarrer wegen Pädophilie-Verdacht. Nun folgt der nächste Skandal: Einer seiner Kirchenmänner betätigte sich als Homosexuellen-Heiler.
Publiziert: 08.02.2020 um 23:42 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2020 um 09:23 Uhr
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Rund um Bischof Charles Morerod von Freiburg reiht sich ein Skandal an den nächsten. Erst letzte Woche suspendierte er einen Pfarrer wegen Pädophilie-Verdacht.
Foto: Jean-Guy Python/Independant
Valentin Rubin

Er wollte aufräumen. Klartext reden. Transparenz beweisen. Im November 2019 entschuldigte sich Freiburgs höchster katholischer Geistlicher, Bischof Charles Morerod (58), in aller Form und vor den Augen der Gläubigen für die Sünden seiner Kirchenmänner.

Einer von ihnen ist Paul F.*. Der Priester soll 1998 einen damals 17-jährigen Ministranten sexuell missbraucht haben. Lange Zeit wurde der Fall totgeschwiegen – wie so oft in der katholischen Kirche. 2012 wurde F. sogar befördert: zum Priester und Domherrn der Kathedrale Freiburg.

Von Ruhe kann keine Rede sein

Als der «Tages-Anzeiger» und die «Rundschau» Morerod vergangene Woche mit den Vorwürfen des Missbrauchsopfers konfrontierten, zog er die Notbremse und suspendierte F. Gegen sexuellen Missbrauch, Homophobie und Vertuschung suchte der Bischof das ­Signal zu setzen: Wir räumen mit unserer finsteren Vergangenheit auf – wenn auch Jahrzehnte später – und ziehen die Schuldigen zur Verantwortung.

Davon, dass im Bistum Freiburg nun wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt wären, kann dennoch keine Rede sein. Im Gegenteil. Morerod ist erneut in Rechtfertigungsnot: In seiner Diözese ist ein Kirchenmann beschäftigt, der sich früher als «Homo-Heiler» betätigte.
Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Vikar, der sich im Pfarrhaus in Vevey VD regelmässig mit Paul F. getroffen haben soll.

Besagter Vikar wollte Homosexuelle «heilen»

Mehr noch: Der besagte Vikar soll sich mutmasslich an einem Ministranten vergangen haben. Nicodème Mekongo, heute Priester in Neuenburg, offenbarte, er habe den Vikar damals, vor zehn Jahren, «mit einem jungen Ministranten in sein Zimmer gehen sehen».

Genaueres, als dass «sie sich lange darin aufhielten», und dass er danach einen starken Schweissgeruch im Raum wahrgenommen habe, vermag Mekongo im Gespräch mit SonntagsBlick nicht zu sagen: «Ich musste ausgiebig lüften, um den Gestank wieder loszuwerden.»

Allerdings ist bekannt, dass sich der ehemalige Vikar nachweislich bei der französischen Gruppe «Courage – Märtyrer der Keuschheit» in Paris engagierte. Die Ini­tiative will Menschen mit homosexuellen Neigungen «helfen», auf den katholischen Weg zurückzugelangen – mittels sogenannter Konversionstherapien.

V. untersteht dem Bischof Morerod

Weil Homosexualität keine Krankheit ist, sind solche Verfahren höchst umstritten, in manchen Ländern sollen sie verboten werden. Denn sie sind vor allem ­eines: homophob, also schwulenfeindlich.

Recherchen von SonntagsBlick zeigen nun: Der «Homo-Heiler» und – folgt man Mekongos Schilderungen – mutmassliche Sexualtäter V.* arbeitet seit gut einem Jahr als katholischer Seelsorger im Kanton Neuenburg, untersteht also dem Bistum Freiburg und Charles Morerod.

In einer Stellungnahme liess das Bistum verlauten: «Während seines Paris-Aufenthalts stand V. in keiner ­Verbindung zu unserer Diözese. Homosexualität als Krankheit zu bezeichnen, ist aber absurd und wird von uns nicht gutgeheissen.» Ob V. mit Konsequenzen wegen ­seiner Vergangenheit zu rechnen habe, liess das Bistum offen.

* Namen bekannt

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