Steven W.* (25) ist tot. Er ist am Samstagmorgen in Schaffhausen Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Die Polizei hat den mutmasslichen Täter – einen Somalier – gefasst. Gemäss Blick-Recherchen handelt es sich dabei um Javer T.** (24). Der Fall schlug hohe Wellen – auch auf Social Media. In vielen Kommentaren brach der Unmut über die Sicherheitslage am Bahnhof Schaffhausen und in der Schaffhauser Altstadt aus.
Für viele Facebook-User steht fest: Ausländer – vor allem die Asylsuchenden – sollen an der angespannten Situation am Bahnhof Schaffhausen schuld sein. So schreibt eine Userin: «Schnellere Ausschaffung bei kriminellen Nichtschweizern, bitte!». Und ein User: «Und der Täter ein Somalier, welcher vermutlich als Grund für seinen Aufenthalt hier angegeben hat, dass er in seinem Land nicht mehr sicher ist. Kommt daher und wird straffällig.»
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Gruppe schiesst gegen Ausländer
Blick hat sich am Montag am Bahnhof Schaffhausen ein Bild gemacht. Die Sonne scheint, es ist viel los um die Mittagszeit. Viele Anwesende wirken beschäftigt, scheinen ein klares Ziel vor Augen zu haben. Im ganzen Geschehen fällt eine Gruppe auf – bestehend aus mehreren Männern und zwei Frauen. Anders als die anderen bewegen sie sich nicht fort. Sie unterhalten sich, haben Bierdosen in der Hand.
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Beim Gespräch mit ihnen fällt auf: Es sind vermutlich nicht die ersten Bierdosen, die sie leeren. Doch sie alle stellen klar: Der Tote war ihr Freund. Spricht Blick den Tatverdächtigen an, drohen sie ihm mit Konsequenzen und schiessen auch gegen Ausländer.
Doch die Mitglieder der Gruppe sind die Einzigen, die vor Ort die Ausländer für die angespannte Sicherheitslage verantwortlich machen. Stattdessen wird Blick auf die Alkohol- und Drogenszene rund um den Bahnhof aufmerksam gemacht.
Mit Messer herumgefuchtelt
So etwa von Armin Halkic (17) und Giulia Caputo (17). Sie geben an, dass die Situation rund um den Bahnhof schon länger angespannt sei. «Wir mussten selbst einmal die Polizei kommen lassen, weil mit einem Messer herumgefuchtelt wurde», sagt Halkic. Caputo gibt an, dass sie sich vor allem durch die «Junkies» bedroht fühle: «Man sieht Tabletten und Spritzen, und es riecht extrem nach Alkohol.»
Kurz darauf läuft Tabea Vögeli (59) mit ihrer Mutter in Richtung Bahnhof. Die Lage am Bahnhof macht auch ihr Bauchweh: «Es gibt Situationen, in denen man sich durch hier Anwesende bedrängt fühlt. Man wird unangenehm angesprochen.»
Verstärkte Polizeipräsenz gewünscht
Dann geht das Stadt-Original Pierre-François Feuillet (65), genannt Pepe, vorbei. Zu Blick sagt er, dass er sich in Schaffhausen sicher fühle. Doch: «Die Bevölkerung selbst regt sich sicher wegen der Szene am Bahnhof auf.» Dabei handle es sich um Alkoholiker. «Wenn sie am Abend oder in den frühen Morgenstunden besoffen sind, sind sie aggressiv.»
Alle Befragten sprechen davon, dass die Problemverursacher «ziemlich durchmischt» seien. Die Nationalität spiele keine Rolle. Genauso wie die Social-Media-User wünschen sich auch die Befragten eine verstärkte Präsenz der Polizei und die Auflösung dieser Gruppierungen rund um den Bahnhof.
Sensibilisierte Polizei
Polizeisprecher Patrick Caprez sagt, er verstehe, dass Teile der Bevölkerung durch den tragischen Vorfall vom vergangenen Samstagmorgen verunsichert seien. «Dieser macht auch uns betroffen.» Doch grundsätzlich erachte die Schaffhauser Polizei den Bahnhof Schaffhausen als sicher, so wie den ganzen Kanton. Doch: «Speziell am Bahnhof sind wir in den letzten Monaten schon sensibilisiert in Erscheinung getreten und haben uns auch mit Transportpolizei und Transsicura bezüglich der Einsätze vor Ort abgesprochen.»
Caprez stellt klar, dass – auch wenn die Polizei etliche Patroillen mehr zur Verfügung gehabt hätte – die Tat in der Altstadt wohl kaum hätte verhindert werden können: «Unsere Einsatzkräfte haben sehr gute und vor allem rasche Arbeit geleistet. So waren nur vier Minuten nach Meldungseingang – noch vor der Ambulanz – zwei Patrouillen am Tatort. Und nur neun Minuten nach Meldungseingang konnte der Tatverdächtige am Bahnhof Schaffhausen von unseren Einsatzkräften gestellt und verhaftet werden. Wir waren zum Tatzeitpunkt unterwegs, aber leider nicht genau an der richtigen Stelle.»
* Name bekannt
** Name geändert