Heinz H.* (65) macht sich schwere Vorwürfe. Er ist der Vater des Mannes, der am frühen Samstagmorgen in Schaffhausen einem Verbrechen zum Opfer fiel und starb. «Ich bereue es sehr, dass ich nicht nach Schaffhausen ging», sagt der Bauer aus dem Zürcher Weinland zu Blick. «Wäre ich hingegangen, um ihn abzuholen, würde er noch leben.»
Beim Toten handelt es sich um seinen Pflegesohn Steven (†25), wie H. bestätigt. «Er kam zu uns, als er ein Jahr alt war. Seine Mutter hatte ein Alkoholproblem und trank während der Schwangerschaft.» Sie sei vor einigen Jahren gestorben, so der Landwirt. «Leider hatte Steven das Alkoholproblem von seiner Mutter geerbt.»
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H. betont: «Steven gehörte zu unserer Familie dazu, obwohl er ein Pflegekind war. Wir hatten ihn gern.» Und: «Er brauchte uns. Eigentlich gab es in dieser Gesellschaft keinen Platz für Steven. Aber wir gaben ihm einen Platz.» Der Vater hat Tränen in den Augen.
Drei Telefonate während der Nacht
Was in der Nacht von Freitag auf Samstag genau passierte, weiss Heinz H. nicht. «Ich habe in der Nacht dreimal mit ihm telefoniert: um 1 Uhr, um 3 Uhr und um 3.30 Uhr.» Es sei darum gegangen, ob Steven den Zug nach Hause nehme. «Er fragte mich, ob ich ihn abholen könne. Aber ich sagte ihm, er solle den Zug nehmen.»
Der Vater erinnert sich: «Er klang bei allen Anrufen normal – und nicht, als ob er Hilfe bräuchte oder total neben den Schuhen sei. Nach dem Telefonat hörte ich nichts mehr von Steven.» Was zwischen 3.30 Uhr und dem Tod seines Sohnes passierte, wisse er nicht, sagt H.
Somalier (24) verhaftet
Mehr weiss die Schaffhauser Polizei. Kurz nach 5 Uhr morgens sei bei der Einsatzzentrale die Meldung über zwei Verletzte in der Safrangasse eingegangen, schrieb sie am Samstag. Eine Person starb noch vor Ort. Es ist Steven. Kurz darauf stiess die Polizei am Bahnhof auf eine weitere leicht verletzte Person. Die Beamten nahmen sie fest. Sie befindet sich in Polizeihaft.
Wie die Staatsanwaltschaft des Kantons Schaffhausen gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten» am Sonntag bestätigt, handelt es sich beim Verletzten, der zusammen mit Steven gefunden wurde, um einen 61-jährigen Mann. Der mutmassliche Täter, der am Bahnhof festgenommen wurde, sei ein 24 Jahre alter Somalier. Gegen ihn läuft bereits ein Verfahren wegen Raufhandels.
Hintergründe und Tathergang sind noch unklar. Anwohner berichten in sozialen Medien von Blutspuren, die am Morgen danach in der Safrangasse und beim Bahnhof zu sehen waren.
Traktorfahrer auf dem Bauernhof
Heinz H. weiss, dass sein Pflegesohn oft in Schaffhausen unterwegs war. Steven habe aber auch auf dem Bauernhof mitgewirkt. «Er arbeitete hier auf dem Hof als Traktorfahrer und war ein kräftiger junger Mann, der anpacken konnte. Er erledigte die Arbeiten selbstständig, gut und zuverlässig.»
Trotzdem: Steven hatte kein leichtes Leben. «Er besuchte als Kind eine heilpädagogische Schule», so der Vater. «Er hatte nie Freundschaften mit anderen Kindern. Er konnte nicht rechnen – etwa zehn und zehn addieren.» Steven habe auch kein behördliches Formular ausfüllen können.
Der Vater berichtet auch über den Feind Alkohol. Das Problem sei bei Steven ausgebrochen, als der Junge 18 Jahre alt war. In nüchternem Zustand sei sein Pflegesohn ein «lieber, umgänglicher Mensch» gewesen. «Der Alkohol begleitete ihn aber an den Wochenenden – und dies seit Jahren.»
* Name bekannt