Millionärin Doris M. (†81) in Meierskappel LU getötet – jetzt spricht die Begleiterin der Hauptangeklagten
«Die Killerin hat mich zum Tatort mitgeschleppt»

Am 20. und 21. Dezember findet der Gerichtsprozess rund um den Mord an Millionärin Doris M. (†81) aus Meierskappel LU statt. Die Tochter des Opfers ist die Hauptverdächtige. Neben ihr muss auch Barbara Z. (48) aus Ricken SG vor Gericht. Blick konnte mit ihr sprechen.
Publiziert: 26.09.2023 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 26.09.2023 um 22:54 Uhr
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Susi V. (48) aus Wattwil SG ist die Hauptangeklagte im Mordfall Meierskappel LU vom 15. April 2020. Der Prozess findet am 20. und 21. Dezember 2023 statt. Die Staatsanwaltschaft fordert lebenslängliche Haft.
Foto: zvg
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Beat MichelReporter

Das Opfer war Grosi, Witwe, hatte viel Geld – und wurde brutal getötet. Am 15. April 2020 findet ein Mann Pensionärin Doris M.* (†81) tot in ihrer Villa in Meierskappel LU. Ihr Hinterkopf ist eingeschlagen. Damit nicht genug: Die alte Dame wurde mit einem Kissen erstickt und auch noch erwürgt.

Wenige Stunden später schlägt die Polizei auf einem Pferdehof in Wattwil SG zu: Die Beamten verhaften Susi V.* (48), die Hofbesitzerin – und Tochter von Opfer Doris M. Sie soll ihre Mutter ermordet haben! Im Dezember kommt es zum Mordprozess. Die Verhandlungen starten am 20. vor dem Luzerner Kriminalgericht.

Ebenfalls als Beschuldigte antraben muss Barbara Z.* (48). Sie hatte einst ihr Pferd im Stall von V. eingestellt. Was bisher noch nicht bekannt war: Barbara Z. hatte die Hauptverdächtige am Tattag begleitet. Jetzt konnte Blick exklusiv mit der Begleiterin der mutmasslichen Mörderin sprechen. 

Nach der Tat verhafteten die Behörden auch Z. Sie soll Susi V. mindestens bei der Vernichtung von Beweisen geholfen haben. IV-Rentnerin Z. wollte mit Blick sprechen, weil sie sich von der Staatsanwaltschaft nicht ernst genommen fühlt. Und sie schildert, was an diesem blutigen Apriltag aus ihrer Sicht passiert ist. 

Der schreckliche 15. April begann für Barbara Z. mit einem Telefon von Susi V. «Sie sagte, dass sie mich brauche. Ich solle sie zu Reitstunden in Rotkreuz begleiten. Sie stand während des Telefonats bereits mit Mercedes und Pferdeanhänger vor meinem Haus. Sie liess mir keine Wahl.»

«Ich sollte schlichten»

Susi V. sei auf der Fahrt entspannt und normal gewesen, erinnert sich Barbara Z. Beim Reiterhof habe sie sich auf das Sofa gelegt. Sie habe sich nicht gut gefühlt. «Susi unterrichtete an dem Nachmittag etwa fünf Kunden», erinnert sie sich. Danach seien sie nach Meierskappel gefahren. «Bei der Villa angekommen, wollte sie, dass ich ins Haus mitkomme. Ich sollte zwischen Mutter und Tochter schlichten.»

Z. habe sich aber geweigert. «Wir stritten uns kurz. Sie schubste mich. Dann ging sie alleine in das Haus.» Barbara Z. sagt, sie habe beim Mercedes gewartet. Während Susi V. im Haus gewesen sei, habe sie keinen Streitlärm gehört. Z. sagt: «Was immer im Haus passiert ist, es geschah geräuschlos.»

Nach einer Stunde sei Susi V. wieder herausgekommen. Barbara Z. erinnert sich: «Susi kam in Socken, die Turnschuhe in der Hand. Sie war übersät mit Blutspritzern und sagte, dass ihre Mutter sie zum Fenster hinausgejagt hätte. Dabei sei sie gestürzt und habe Nasenbluten gehabt. Ich sollte mich ans Steuer setzen. Sie zog sich dann im Auto um. Unterwegs hielten wir an, um Schuhe und blutige Kleider zu verbrennen.»

Tathaus mittlerweile verkauft

Warum sie bei der Beweismittel-Verbrenn-Aktion mitmachte, kann Barbara Z. nicht mehr nachvollziehen. Sie weiss nur noch: «Sie sagte mir, dass ja meine DNA an den Schuhen sei. Ich machte das, um mich selber zu schützen», erklärt Z. Wegen dieser Aktion klagt die Staatsanwaltschaft Barbara Z. nun unter anderem wegen Begünstigung an. Die Behörde fordert eine Freiheitsstrafe von 14 Monaten und eine Busse. Für die Hauptbeschuldigte will die Anklage eine lebenslängliche Freiheitsstrafe sowie eine ambulante Massnahme.

Nach der Tat musste Z. neun Wochen in Untersuchungshaft schmoren. Den Blick-Reporter empfängt Z. bei sich zu Hause in Ricken SG. Rund um das Einfamilienhaus herrscht Chaos. Sie steht mittendrin und ist sichtlich am Ende ihrer Kräfte. «Seit meiner Verhaftung geht es nur noch bergab mit mir. Ich bin krank», sagt Z. müde. Sie ist überzeugt, dass die Hauptverdächtige ihr den Mord in die Schuhe schieben wollte. «Sie hat mich von Anfang an nur dafür an den Tatort mitgeschleppt», sagt sie.

Noch immer hinter Gitter befindet sich hingegen Susi V. Die Hauptverdächtige hat keinen Tag in Freiheit verbracht, seit die Polizisten sie festgenommen hatten. Für sie begann nach ein paar Monaten der vorzeitige Strafvollzug. Mittlerweile wurde die Villa in Meierskappel verkauft. Wer die Millionen der getöteten Seniorin erhalten hat, ist noch nicht ganz klar. Einen Teil der Familie hat Doris M. schon eine Weile vor dem Tötungsdelikt auf den Pflichtteil gesetzt.

* Namen geändert 

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