Ein 24-jähriger Somalier wird verdächtigt, am frühen Samstagmorgen in der Schaffhauser Altstadt einen 25-jährigen Schweizer mit einem Messer getötet zu haben. Hat die Schweiz ein Problem mit «importierter Gewalt», mit Kriminalität, die von Menschen aus dem Asylbereich ausgeht?
«Das ist keine einfache Frage», sagt Max Hofmann, Generalsekretär des Verbands schweizerischer Polizei-Beamter (VSPB). Der Begriff der «importierten Gewalt» greife eher zu kurz. Klar spiele der Migrationshintergrund bei manchen Straftaten eine Rolle. Es gelte aber bei jedem einzelnen Fall genau hinzuschauen und zu verstehen, was passiert ist.
Gewisse Asylsuchende seien fragil oder psychisch angeschlagen, weil sie etwa Erfahrungen in einem Krieg gemacht haben. «Ich glaube aber nicht, dass wir ganz grundsätzlich ein Problem mit importierter Gewalt haben», sagt Hofmann, «auch wenn im Jahr 2022 eine steigende Tendenz zu sehen war.»
Hotspots in den Städten
Das Sicherheitsgefühl rund um gewisse Hotspots – oft Bahnhöfe, Parks oder Ausgangszonen – habe in der Schweiz abgenommen, hört man oft. «Gemäss Umfragen fühlen sich Schweizerinnen und Schweizer gesamthaft immer noch sicher», entgegnet Hofmann. Dass es Probleme an gewissen Orten, oft in den Städten, gibt, weist der Generalsekretär aber nicht zurück. «Der urbane Raum ist zu einer 24-Stunden-Gesellschaft geworden – man kann rund um die Uhr feiern, trinken und aktiv sein», sagt Hofmann. In den Städten kommen viele Leute auf engem Raum zusammen, da könne es schneller zu Gewaltausbrüchen kommen.
In den sozialen Medien wird das Gewaltproblem oft mit jungen, männlichen Asylsuchenden in Zusammenhang gebracht. «Es ist bekannt, dass die Polizei etwa rund um das Bundesasylzentrum in Chiasso ziemlich viel zu tun hat», sagt Hofmann. Dabei gehe es nicht primär um Auseinandersetzungen mit der einheimischen Bevölkerung, sondern um Konflikte unter den Asylsuchenden selbst. «Es geht oft um Streit zwischen verschiedenen Ethnien, die sich dort aufhalten.»
Eine Frage der Ressourcen
Haben die Polizisten die nötigen Mittel, um das Sicherheitsgefühl in Schweizer Städten wieder zu stärken? «Ja», sagt Hofmann. «Sie besitzen die rechtlichen Mittel und sie haben die nötige Ausbildung.» Was jedoch an manchen Orten fehle, seien die nötigen Ressourcen. «Wir brauchen das Personal, um auch genügend präventiv zu agieren und auf der Strasse Präsenz zu zeigen», so der Generalsekretär.
Wie viele Ressourcen die Polizei in den Städten und Kantonen erhalte, sei letztlich eine politische Frage. «Aber ganz klar: Präsenz auf der Strasse ist Gewaltprävention», erklärt Hofmann. Wenn die Polizei mit Patrouillen sichtbar sei, dann sinke die Gewaltbereitschaft. Und bei jenem Teil der Bevölkerung, der eher Angst habe, steige das Sicherheitsgefühl. «Das ist logisch», sagt Hofmann.