Gleisbauer Cyrill Krebser (24) war im letzten Juli an einer Bushaltestelle in Olten eingeschlafen – nach einem anstrengenden Gummiboot-Ausflug auf der Aare. Plötzlich wecken Rettungssanitäter den jungen Mann. Eine Passantin hatte die Einsatzkräfte alarmiert, nachdem Krebser nicht auf ihre Worte reagiert hatte. Später flattert eine Rechnung in seinen Briefkasten: Er muss 908 Franken für die Ambulanz zahlen, die er weder gerufen noch benötigt hat.
Das Missverständnis in Olten ist eine Ausnahmesituation. Jedoch führen Transporte im Krankenwagen in der Schweiz regelmässig zu happigen Rechnungen. Ein Ambulanzeinsatz kostet je nach Kanton zwischen 900 und 2100 Franken.
Grundversicherung zahlt maximal 500 Franken
Und oft bleibt ein Teil dieser Kosten an den Betroffenen hängen. Wird der Transport wegen Krankheit nötig, so bezahlt die Grundversicherung der Krankenkasse 50 Prozent, maximal aber 500 Franken pro Jahr – und dies erst nach Abzug von Franchise und Selbstbehalt. Das gilt auch für Einsätze im Ausland. Die Versicherungen bieten deshalb Zusatzversicherungen mit Ambulanzdeckung an.
Handelt es sich um eine Rettung, also eine Bergung aus einer lebensbedrohlichen Situation, so trägt die Grundversicherung ebenfalls 50 Prozent – maximal aber 5000 Franken, etwa wenn ein Helikopter zum Einsatz kommt. Laut dem Bundesgericht ist aber nicht jeder notfallmässige Transport auch eine Rettung.
Anders ist die Situation, wenn es um einen Unfall geht. Hier übernimmt die Unfallversicherung des Arbeitgebers die gesamten Kosten. Kinder, Rentner, Hausfrauen und viele selbstständig Erwerbende sind allerdings nur über die Krankenversicherung unfallversichert. Für sie gilt wiederum der Maximalbeitrag von 500 Franken. Auch hier kann es also zu hohen Kosten kommen.
In den Nachbarländern günstiger
Die Schweiz unterscheidet sich damit deutlich von den Nachbarländern. In Deutschland haben grundsätzlich alle Versicherten einen Anspruch auf Übernahme der Kosten, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Für die Patienten fällt lediglich einen Kostenbeitrag von zehn Euro an.
Auch in Österreich übernimmt die Krankenkasse in der Regel direkt die Gebühren. Nur in Ausnahmefällen muss der Betroffene selbst blechen. Hohe Kosten können hier aber etwa bei Skiunfällen am Berg entstehen.
In Italien sind Ambulanztransporte im Grundsatz für die Patienten kostenlos. In Frankreich wiederum müssen Betroffene einen Teil der Kosten selber tragen. Diese setzen sich aus einer Grundgebühr und Kilometergeld zusammen.