In Visperterminen VS leben 1328 Menschen. Zwei von drei Dorfbewohnern sind auch hier geboren. Nie haben sie irgendwo anders gelebt. Auch der Lonza-Lehrling Renzo Stoffel (17) nicht, sowie dessen Eltern. Und Stoffel plant auch nicht wegzuziehen. Wieso sollte er? «Mir geht es wunderbar hier», sagt er. Im Ausland war er noch nie. Lieber fährt er in die eigene Alphütte, und auch die ist natürlich: im Wallis. Nirgends sind Schweizer und Schweizerinnen so heimattreu wie im Oberwallis, das zeigt eine Auswertung des Bundesamts für Statistik.
Es gibt aber auch das Gegenteil: In Städten wie Zürich, Basel, Bern, Genf und Lausanne und deren Agglomerationen leben wenige Menschen, die auch dort geboren sind. In Zürich ist es nur jeder Fünfte, in Genf jeder Sechste.
Sind wir also ein Volk von Sesshaften? Oder von Wegzüglern?
Traum vom Leben im Grünen
Aufschluss darüber gibt eine Studie der Stiftung Swiss Life, die das Zügelverhalten aller Schweizerinnen und Schweizer untersucht hat. Sie zeigt: Die grossen Städte mit ihrer hohen Zahl an Zugezogenen sind wohl eher Ausnahmen. Studienautor Noah Savary sagt: «Die starke örtliche Verwurzelung der Schweizerinnen und Schweizer ist mir besonders aufgefallen.»
Der grosse Teil der Schweizer Bevölkerung verhält sich also ähnlich wie die Oberwalliser. Der letzte Umzug hat für die Mehrheit der Befragten in einem Radius von weniger als fünf Kilometern stattgefunden, so Savary. Ausserdem lebe die Hälfte aller befragten Personen innerhalb von weniger als acht Kilometern von dem Ort entfernt, an dem sie aufgewachsen sind.
Und obwohl die Studie gezeigt hat, dass viele vom Wohnen im Grünen träumen, ist die Bereitschaft eher tief, dafür auch tatsächlich umzuziehen. Savary sagt: «Dieser Widerspruch hat uns überrascht.» Er folgert: «Die Verwurzelung am bestehenden Ort scheint stärker zu sein als der Wunsch nach Wohnen im Grünen.»
Knapp 60 Prozent der Wohneigentümer und ein Viertel der Mietenden lebt seit zehn Jahren oder länger in ihrem derzeitigen Zuhause. Knapp ein Drittel der Befragten ist beim letzten Umzug innerhalb der eigenen Gemeinde wohnen geblieben. Und nur jeder Fünfte hat sich aufgemacht, den Kanton zu wechseln. Die Tessiner können sich einen Kantonswechsel am wenigsten vorstellen, gerade mal vier Prozent ziehen das in Betracht. Anders die Neuenburger und Jurassier, wo jeder Vierte mit einem Kantonswechsel liebäugelt.
Liebe lässt uns umziehen
So oder so: Ein Umzug kostet. Sei es die Wohnungsreinigung, sei es, weil man neue Möbel braucht. Das zeigt eine Studie des Baloise-Versicherungskonzerns. Nur zehn Prozent geben weniger als 500 Franken dafür aus. Die meisten kostet der Umzug zwischen 2000 und 6000 Franken.
Der häufigste Grund übrigens, den Wohnort zu wechseln, sind Arbeitsstelle und Ausbildungsplatz. Und dann, klar: die Liebe!