An seiner südlichen Grenze hat Nordkorea am Dienstag das Verbindungsbüro zu Südkorea in die Luft gesprengt. Hinter der Zerstörung steckt Kim Jong Uns (36) Schwester Kim Yo Jong (32). Welche Angriffe auf Südkorea plant die rabiate Ministerin als Nächstes?
Das Verbindungsbüro galt als wichtiges Symbol der Annäherung der beiden verfeindeten Staaten. Es befand sich auf dem Gelände des nordkoreanischen Industriekomplexes in Kaesong, den die Nachbarländer gemeinsam betrieben hatten. Es war der letzte Strohhalm, der die beiden Länder zusammenhielt.
Das Büro war 2018, kurz vor dem dritten Treffen von Südkoreas Präsident Moon Jae In (67) und Kim Jong Un, eröffnet worden. Die Südkoreaner hatten nicht nur die Sanierung des Gebäudes bezahlt, sondern auch mit Stromaggregaten und Brennstofflieferungen dafür gesorgt, dass es funktionstauglich war. Zuletzt war es verwaist.
Auf Befehl der Schwester
Die Sprengung zeugt von der Wut der Nordkoreaner über eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge von Ende Mai an der Grenze.
Für einmal war es nicht Diktator Kim Jong Un, der die Vernichtungsaktion ausgeführt hat, sondern seine hartherzige Schwester Kim Yo Jong. Am Samstag hatte sie die Sprengung angekündigt: «In nicht allzu langer Zeit wird eine tragische Szene des komplett zerstörten nutzlosen Nord-Süd-Verbindungsbüros zu sehen sein.»
Voller Hass sagte sie über den Nachbarstaat: «Ich denke, es ist höchste Zeit, die Beziehungen zu den südkoreanischen Behörden abzubrechen.»
Frontlinie in Festung verwandeln
Experten gehen davon aus, dass hinter dem Vorgehen Pjöngjangs noch mehr steckt. «Nordkorea ist dabei, Spannungen zu erzeugen», schreibt Jean H. Lee vom Wilson Center in den USA auf Twitter. «Pjöngjang leidet unter beissenden internationalen Sanktionen und versucht, Seoul dahin zu treiben, die von den USA angeführte Sanktionskampagne zu durchbrechen.»
Die Sprengung des Verbindungsbüros soll nicht die einzige Vergeltungsaktion gegen Südkorea bleiben. Die nordkoreanische Armeeführung drohte mit einem Aktionsplan, nach dem Soldaten in die demilitarisierte Zone verlegt werden sollen. Nordkorea sprach davon, «die Frontlinie in eine Festung zu verwandeln und die Wachsamkeit zu erhöhen».
«Ivanka Trump Nordkoreas»
Es ist das erste Mal, dass Kim Yo Jong aus dem Schatten ihres Bruders heraustritt. Bisher plante und organisierte sie seine Auftritte, schrieb seine Ansprachen und sorgte auch dafür, dass nur die vorteilhaftesten Bilder an die Öffentlichkeit gelangen. Als Direktorin des Ministeriums für Propaganda und Agitation steuert sie die Medien – sie gehört zur absoluten Spitze des Landes.
Kim Yo Jong vertrat ihr Land 2018 an den Olympischen Winterspielen in Südkorea, wo sie auch Bundespräsident Alain Berset (48) die Hand schüttelte. Während ihres dreitägigen Besuchs verlieh sie ihrem düsteren Land ein neues Gesicht. Die internationalen Medien bezeichneten sie als «Ivanka Trump Nordkoreas» oder «Nordkoreas Polit-Prinzessin».
Unter falschem Namen in Bern
Die Geschwister Kim Jong Un und Kim Yo Jong sind Kinder des ehemaligen Herrschers Kim Jong Il (†70) sowie dessen dritter Frau Ko Yong Hi (†51). Ihre Bande waren schon immer sehr eng. Sowohl Kim Jong Un als auch Kim Yo Jong besuchten in den 1990er-Jahren eine Privatschule in Bern.
Die beiden wohnten, mit falschen Namen und als Kinder des Gärtners und des Dienstmädchens getarnt, in einer privaten Residenz, wo sie von Leibwächtern und Hausangestellten überbehütet wurden. Es wird vermutet, dass Kim Yo Jong anschliessend in Nordkorea die Militärakademie besuchte und Informatik studierte.
Vater bevorzugte sie
Ihr Vater liebte seine Tochter, ja, er soll von ihr mehr gehalten haben als von seinen drei Söhnen. Seit mindestens 2007 arbeitet sie in der kommunistischen Partei – zuerst für ihren Vater im Hintergrund, seit 2014 als stellvertretende Abteilungsleiterin des Propagandaministeriums auch offiziell. Im selben Jahr soll sie vorübergehend die Staatsführung übernommen haben, als sich Kim Jong Un einer medizinischen Behandlung unterziehen musste.
2015 heiratete sie Choe Song, von dem man nicht genau weiss, ob es sich um einen Funktionär des geheimen Büro 39 handelt. Diese Organisation hat die Aufgabe, das nordkoreanische Regime – unter anderem mit weltweiten kriminellen Machenschaften – zu finanzieren.
Die USA setzten Kim Yo Jong wegen der Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea auf eine schwarze Liste von Personen, deren Konten und Besitz in den USA eingefroren werden und mit denen keine Geschäfte gemacht werden dürfen.