Kim Jong Un nach OP «in ernsthafter Gefahr»
Übernimmt jetzt seine Schwester?

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un soll Berichten zufolge in einem schlechten Gesundheitszustand sein. Über eine Nachfolgeregelung ist nichts bekannt. Doch seine Schwester Kim Yo Jong wurde zuletzt immer wichtiger.
Publiziert: 21.04.2020 um 04:19 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2020 um 16:34 Uhr
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Wurde an einem Parteitreffen vom 11. April erneut befördert: Kim Jong Uns einflussreiche Schwester, Kim Yo Jong.
Foto: AP

Der US-Nachrichtensender CNN berichtet unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, es gebe geheimdienstliche Hinweise, dass der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un (36) «nach einer Operation in ernsthafter Gefahr» sei. Auch die auf Nachrichten aus Nordkorea spezialisierte Internetzeitung «Daily NK» in Südkorea meldet, Kim habe sich einer Operation unterziehen müssen. Nach einem Eingriff am 12. April am Herzen sei er nach wie vor in Behandlung.

Ein Tweet der NBC-Journalistin Katy Tur, wonach US-Beamte gesagt hätten, Kim sei hirntot, wurde wieder gelöscht. «Warte auf mehr Infos. Entschuldigung», schreibt Tur. Trotzdem: Experten wie Hayes Ellis (35), Direktor des Icons Think Tanks der Universität von Maryland, erachten die Information, dass Kim operiert werden musste und in Lebensgefahr schwebt, für zuverlässig. «Er ist fettleibig, ein Raucher, wahrscheinlich ein starker Drogenkonsument, und hat eine schreckliche Familienanamnese», sagt Ellis. «Er ist also ein klassischer Kandidat für Gesundheitsprobleme.»

Gefahr der Instabilität

Das wirft Fragen auf: Wer übernimmt in dem kommunistisch regierten Land die Macht, wenn Kim die Regierungsgeschäfte nicht mehr führen kann? Über eine Nachfolgeregelung ist nichts bekannt. Laut Ellis besteht die Möglichkeit, dass Kims Schwester Kim Yo Jong (32) zur neuen Machthaberin aufsteigt. Doch es könnten auch konkurrierende Machtansprüche entstehen – etwa zwischen der Schwester und einer mächtigen Persönlichkeit des Militärs. Dies berge «die Gefahr einer ernsthaften Instabilität – sogar eines Bürgerkriegs», sagt Ellis zu «Bild».

Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass Kims Tochter Kim Ju-Ae (7) zur offiziellen Nachfolgerin ernannt wird. Ellis: «Sie ist natürlich viel zu jung. Doch dies muss ihre Mutter oder andere Familienmitglieder nicht davon abhalten, sie als Bauern zu benutzen, um zu versuchen, in eine positive Position zu gelangen, um die Macht zu übernehmen.»

Nordkorea schweigt

Das abgeschottete Nordkorea äussert sich nicht zu den Berichten über Kim. Pjöngjang kontrolliert Informationen über den Machthaber und seine Familie äusserst streng. In der Zwischenzeit gehe das Leben in Nordkorea normal weiter, berichtet «Daily NK».

Kims Abwesenheit von einer Zeremonie zum Gedenken an seinen 1994 gestorbenen Grossvater und früheren Staatschef Kim Il Sung am 15. April löste Spekulationen über seinen Gesundheitszustand aus. Noch am 11. April hatte Kim Jong Un ein wichtiges Parteitreffen in Pjöngjang geleitet. Dabei beförderte er seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong erneut auf eine höhere Position im Führungszirkel der Arbeiterpartei.

Widersprüchliche Angaben

Nach dem Eingriff erhole sich Kim wieder in einer Villa am nordöstlich von Pjöngjang gelegenen Berg Myohyang, so «Daily NK». Die Nachrichtenseite beruft sich auf einen Informanten innerhalb des Landes. Dieser nehme an, dass der Eingriff aufgrund mehrerer Faktoren nötig gewesen sein könnte – Kims Übergewicht, Rauchgewohnheiten und «Überarbeitung» eingeschlossen.

Südkorea reagiert mit Vorsicht auf die Berichte. Es könne nicht bestätigt werden, dass es Anzeichen für ernste Probleme mit der Gesundheit Kims gebe, teilt das Präsidialamt in Seoul mit. Auch gebe es keine Hinweise auf «ungewöhnliche Aktivitäten in Nordkorea».

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap zitiert einen Beamten des Präsidialamts mit den Worten, Kim halte sich zwar ausserhalb Pjöngjangs auf, er scheine aber normal zu arbeiten. Eine unabhängige Überprüfung der Informationen ist nicht möglich. (SDA/nim/szm/noo)

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