Kim will stärker aufrüsten als je zuvor!
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2 Jahre nach Singapur-Gipfel:Kim will stärker aufrüsten als je zuvor!

Knapp zwei Jahre nach Singapur-Gipfel mit Trump: Nordkorea-Experte erklärt, warum nichts erreicht wurde
Kim will stärker aufrüsten als je zuvor!

Kim Jong Un will von Donald Trump nichts mehr wissen. Der Diktator plant eine Aufrüstung seines Atomwaffen-Arsenals. Nordkorea-Experte Bruce Bennett erklärt, weshalb der US-Präsident jetzt Kims Schwester ins Disneyland einladen sollte.
Publiziert: 26.05.2020 um 07:56 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2021 um 15:25 Uhr
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Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat am Sonntag eine neue Politik verkündet, die den weiteren Ausbau der nuklearen Abschreckung des Landes zum Ziel hat.
Foto: keystone-sda.ch
Nicola Imfeld aus San Diego (USA)

12. Juni 2018, Singapur: Die Welt hält den Atem an. Unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen treten Donald Trump (73) und Kim Jong Un aufeinander zu und reichen sich die Hand. Es ist das erste Treffen eines amtierenden US-Präsidenten mit einem Machthaber Nordkoreas. Und nach einigen Stunden hat Trump Grosses zu verkünden: Kim hätte sich zu einer vollständigen Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel bereiterklärt. Wann genau Nordkorea seinen Traum von Atomwaffen aufgeben wird, blieb unklar.

Knapp zwei Jahre nach dem historischen Singapur-Gipfel ist die Zuversicht verflogen. Die beiden Staatsmänner trafen sich seither noch zweimal, zuletzt bei Trumps Besuch an der innerkoreanischen Grenze im Juni vergangenen Jahres. Vorwärts geht es aber nicht mehr, im Gegenteil. Jetzt macht Kim Jong Un wieder ernst: Er verkündete am Sonntag eine neue Politik, die den weiteren Ausbau der nuklearen Abschreckung des Landes zum Ziel hat. Laut nordkoreanischen Staatsmedien sei bei einem Treffen Kims mit der Militärkommission auch diskutiert worden, wie und ob man die Streitkräfte des Landes «in höchste Alarmbereitschaft» versetzen kann.

Die Verhandlungen der beiden Länder sind nach dem Vietnam-Gipfel im Februar 2019 beinahe zum Erliegen gekommen. Damals reiste Trump Knall auf Fall wieder ab, weil Kim eine Aufhebung aller Sanktionen forderte. Im Gegenzug soll Nordkorea den USA angeboten haben, seine angeblich einzige Plutoniumfabrik aufzugeben.

«Das Problem liegt nicht an den Verhandlungen»

In Tat und Wahrheit aber hat Kim nie irgendwelche Schritte unternommen, um sein Atom-Arsenal abzubauen, sagt Nordkorea-Experte Bruce Bennett. Der Amerikaner ist Mitglied einer Denkfabrik in Washington und berät die US-Streitkräfte in militärischen Fragen. Gegenüber BLICK sagt er: «Kim unterzeichnete nicht nur eine Absichtserklärung mit Trump.»

Der Diktator habe seine Unterschrift im April 2018 auch unter einen Vertrag mit Südkorea gesetzt, der beiden Ländern das Testen, Herstellen, Produzieren oder Erhalten von Atomwaffen untersagt. Man wisse jedoch, dass Kim in den vergangenen zwei Jahren das Gegenteil von dem getan hat, was er versprochen hatte. «Das Problem liegt nicht bei den Verhandlungen – es liegt an Kims Betrug und Verrat an Südkoreas Präsidenten Moon Jae und unserem Präsidenten Donald Trump.»

Was die USA in Sachen Nordkorea noch tun können

Kims Taten würden nahelegen, dass selbst wenn die Verhandlungen weitergehen und eine Einigung erzielt werden sollte, niemand darauf vertrauen könne. Trotzdem würde es Bennett nochmals mit einer Verhandlungsrunde versuchen, wie er im Gespräch mit BLICK sagt: «Wir müssen jetzt handeln, um das Anwachsen des nordkoreanischen Waffenarsenals für Atomwaffen und ballistischen Raketen zu stoppen.»

Die beste Alternative zu einem militärischen Angriff auf Nordkorea sei ein grosszügiges Angebot, meint Bennett. «Die USA und die Vereinten Nationen lassen sämtliche Sanktionen fallen, wenn Kim im Gegenzug den Standort seiner Produktionslager für Atomwaffen offenlegt und die Produktion einfriert.» Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO müsste dies aber in Form von regelmässigen Inspektionen in Nordkorea überprüfen können. «Das wäre ein sehr grosser Schritt in Richtung Frieden. Aber ich habe den starken Verdacht, dass Kim selbst dieses Angebot ablehnen würde.» Immerhin würde die Welt so mit Sicherheit wissen, dass das Angebot der Nordkoreaner nur ein «Scheinangebot» war. «Dann könnten wir noch härtere Sanktionen rechtfertigen», erklärt Bennett.

Warum Trump Kims Schwester ins Disneyland einladen soll

Der Nordkorea-Experte glaubt zu wissen, was das grösste Problem bei den Verhandlungen sei. «Kim Jong Un kennt und versteht die USA nicht. Wir müssen ihm aufzeigen, was für uns politisch möglich ist.» Bennett hat einen konkreten Vorschlag in Petto: «Donald Trump sollte Kims Schwester, Kim Yo Jong, zu sich ins Weisse Haus einladen. Sie könnte sich über die Vereinigten Staaten informieren. Von mir aus können sie sogar gemeinsam Disneyland besuchen, wenn das helfen sollte.» Kims Schwester könnte nach Ansicht von Bennett einige der wenigen Personen sein, die in Nordkorea ihrem älteren Bruder erklären könnte, dass seine Vorurteile über die USA falsch seien.

Kurzfristig werde sich aber ohnehin nicht viel ändern. Da die Präsidentschaftswahlen im November vor der Tür stehen, sei Präsident Trump kaum gewillt, kontroverse Entscheidungen zu fällen. Bennett: «Nach den Wahlen muss man wieder schauen. Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es, dass nur mit einem erhöhten Druck auf Nordkorea eine Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel erreicht werden kann.»

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