Der Singapur-Gipfel am 12. Juni ging in die Geschichte ein. Erstmals seit der Gründung Nordkoreas 1948 kam es zu einer Begegnung zwischen einem US-Präsidenten und einem nordkoreanischen Staatsführer. Nach monatelangem Säbelrasseln löste der Händedruck zwischen Donald Trump (72) und Kim Jong Un Erlösung in der Weltgemeinschaft aus.
Der US-Präsident liess sich zuhause bei seinen Anhängern für die erzielten «Erfolge» beim Gipfeltreffen feiern. Konkret haben Trump und Kim in Singapur ein Dokument unterzeichnet. Darin wird von anhaltendem Frieden und vollständiger Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel gesprochen. Versprechungen, aber keine Verpflichtungen.
BLICK analysierte die Ergebnisse mit folgendem Satz: «Das Dokument, das sie unterzeichnet haben, kann die Welt verändern, es kann aber auch nicht einmal die Tinte wert sein, mit der es unterschrieben wurde.»
Will Trump von Negativschlagzeilen ablenken?
Knapp zweieinhalb Monate nach dem historischen Händedruck hat Trump am Freitag seinem Aussenminister Mike Pompeo angewiesen, eine geplante Reise nach Nordkorea abzublasen. Der US-Präsident erklärte seinen Entscheid auf Twitter damit, dass bei der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel nicht genügend Fortschritte erzielt wurden. Zuvor hatte Trump stets von einem «guten Verlauf» gesprochen.
Was hat der US-Präsident vor? BLICK sprach mit dem renommierten US-Politikwissenschaft T. J. Pempel von der Universität von Kalifornien. Er sagt: «Ich komme gerade von einem diplomatischen Mittagessen mit dem japanischen Aussenminister (Taro Kono, die Red.). Er hatte erst wenige Minuten zuvor davon gehört und war schockiert von der Absage Pompeos.»
Nicht nur der japanische Aussenminister, sondern auch der US-Politologe war überrascht. Pempels Erklärung für Trumps Umschwung: «Er will damit ein neues Thema setzen und aus den Negativschlagzeilen kommen.» In den vergangenen Tagen wurde in den USA so laut wie noch nie zuvor über ein mögliches «Impeachment»-Verfahren gegen Trump diskutiert. Der Grund: Die Verurteilungen seiner ehemaligen engsten Vertrauen Paul Manafort (69) und Michael Cohen (52).
Experte: China geisselt Nordkorea
Von den politischen Spielchen Trumps einmal abgesehen: Was ist in den 75 Tagen seit dem Singapur-Gipfel zwischen den USA und Nordkorea geschehen? «Nicht viel», lautet das ernüchternde Fazit von Pempel. «Nordkorea hat einige kleine Gesten gemacht, unteranderem mit der Übergabe von Überresten von gefallenen US-Soldaten.» Aber bei dem Hauptziel Entnuklearisierung habe die USA «null Fortschritt» erzielt, so Pempel. Nordkorea sei «jederzeit» zu neuen Raketentests in der Lage.
US-Politologe Kanishkan Sathasivam von der «Salem State University» bei Boston, der sich auf die US-Beziehungen mit Nordkorea spezialisiert hat, erklärt die Rolle von China. «Die Chinesen haben die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea quasi gegeisselt.» Peking ist der engste Verbündete von Kim. «China setzt Nordkorea unter Druck, die Zusammenarbeit mit den USA zurückzuziehen. Es ist eine Vergeltungsaktion auf den Handelskrieg mit der Trump-Regierung.» Im Gegenzug würden die Chinesen Kim helfen, die US-Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea zu umgehen.
Lösung im Handelsstreit mit China gesucht
Wie es in Zukunft weitergeht, sei höchst ungewiss. «Klar ist einzig, dass die Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea stark davon abhängen, ob China eine hilfreiche oder schädliche Rolle spielt», so Experte Sathasivam.
Es wäre demnach wichtig, wenn die USA und China eine Lösung im Handelsstreit finden würden. «Das wären gute Neuigkeiten und könnte die Denuklearisierung Nordkoreas begünstigen», so Sathasivam.
Damit Kim aber wirklich zu diesem Schritt bereit wäre, bräuchte es mehr Zugeständnisse der USA. Politologe T. J. Pempel: «Das ist ein langer Prozess. Es wäre deshalb gut, wenn man bald einmal – und ernsthaft – damit beginnen würde.»
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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