Dicke Post für Joe Biden (77): Der designierte demokratische Präsidentschaftskandidat wurde in Washington D.C. angezeigt. Das mutmassliche Opfer: Alexandra Reade (56), eine ehemaligen Mitarbeiterin des US-Senats. Dort war Biden als Vertreter seines Bundesstaates Delaware über Jahrzehnte tätig. Reade beschuldigt den ehemaligen Vizepräsident der sexuellen Nötigung – und hat ihre Geschichte nun der Polizei erzählt. Laut der «New York Times» und der «Washington Post» sind zwei separate Untersuchungen eröffnet worden.
Konkret wirft die Frau Joe Biden eine Tat im Frühjahr 1993 vor. Er soll die damals 29-jährige Reade in einem isolierten Korridor des Senats angegriffen, mit den Fingern berührt und letztlich penetriert haben – alles gegen ihren Willen. «Ich hatte nicht den Mut, mich zu melden. Ich konnte die Worte nicht herausbekommen. Mit der Zeit fühlte ich mich stärker, die Wahrheit zu sagen. Mir wurde klar, dass ich das tun musste», erklärte Reade ihre Anzeige in der «Washington Post».
Reade hat bereits vor einem Jahr Sex-Vorwürfe gegen Joe Biden erhoben. Damals ging es noch in die Richtung des sexuellen Missbrauchs. Sie sagte der «New York Times», dass Biden ihren Nacken und ihre Schultern berührt habe. Der nun zur Anzeige gebrachte Vorfall erwähnte sie im April 2019 nicht.
Sieben Frauen werfen Biden Missbrauch vor
Joe Biden sah sich bereits vor einem Jahr mit mehreren Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Sieben Frauen, darunter Alexandra Reade, erzählten in mehreren US-Publikationen ihre Geschichten. Zum Beispiel Lucy Flores (40), eine ehemalige Abgeordnete des Unterhauses im US-Bundesstaat Nevada. Flores sagte dem «New Yorker Magazine», Biden habe sie bei einer Wahlkampfveranstaltung im Herbst 2014 angefasst, an ihren Haaren geschnüffelt und sie sogar auf den Hinterkopf geküsst. «Ich war verlegen. Ich war schockiert. Ich war verwirrt», so Flores.
Oder Amy Lappos: Sie arbeitete als Hilfskraft im Kongress des US-Bundesstaats Connecticut, als auch sie eher unangenehme Bekanntschaft mit Joe Biden machte. «Es war nicht sexuell, aber er hat mich am Kopf gepackt», sagte Lappos. Er habe seine Hand um ihren Hals gelegt und sie zu sich gezogen, um die Nasen aneinander zu reiben. «Als er mich heranzog, dachte ich, er würde mich auf den Mund küssen.»
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Biden-Team: «Dies ist absolut nicht geschehen»
Joe Biden nahm zur Anzeige bislang keine Stellung. Sein Team veröffentlichte allerdings ein Statement: «Vizepräsident Biden hat sein öffentliches Leben der Veränderung der Kultur und der Gesetze im Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen gewidmet (…) Was an dieser Behauptung offensichtlich ist: Sie ist unwahr. Dies ist absolut nicht geschehen.»
Biden reagierte vor einem Jahr mit einem Video auf die Anschuldigungen. Darin sagte er, er wolle «aufmerksamer und respektvoller gegenüber der Privatsphäre der Menschen sein». «Die sozialen Normen haben begonnen, sich zu ändern, sie haben sich verschoben und die Grenzen des Schutzes des persönlichen Raumes werden heute anders interpretiert. Ich verstehe es. Ich verstehe schon. Ich höre, was sie sagen.»
Eine Entschuldigung blieb damals wie auch heute aus. Gut möglich, dass die Sex-Vorwürfe noch zum politischen Thema werden, wenn sich Biden im Herbst mit Donald Trump duelliert. Auch Letzterer sieht sich seit Jahren mit mehreren Anschuldigungen konfrontiert.