Greta Thunberg segelt nach Amerika
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Zweiwöchige Reise:Greta Thunberg segelt nach Amerika

Greta Thunberg ist heute in See gestochen
Letzter Gruss vor der harten Reise

Vergangene Woche war sie noch in einem gemütlichen Raum in Lausanne am Gipfel der «Fridays for future»-Bewegung. Seit heute Nachmittag ist Greta Thunberg in einem Segelboot nach New York unterwegs. Im Notfall stellt aber auch die Klimakämpferin auf Dieselbetrieb um.
Publiziert: 14.08.2019 um 08:53 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2019 um 14:42 Uhr
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Boris Herrmann (rechts) soll Greta Thunberg schnell, sicher und umweltfreundlich nach Amerika fahren. Doch jetzt stellt sich heraus: Das gesamte Unternehmen schadet der Umwelt mehr, als es nützt.
Foto: AFP
Fabienne Kinzelmann und Nicola Imfeld

Jetzt gilt es ernst für Greta Thunberg (16): Die schwedische Klimaaktivistin ist am Mittwoch kurz nach 16 Uhr am britischen Küstenort Plymouth in See gestochen.

  • Ihr Ziel: der UN-Klimagipfel in New York.
  • Dauer der rund 5500 Kilometer langen Reise: rund zwei Wochen.
  • Komfort auf der 18 Meter langen Malizia II: gleich null!

Greta, die noch vergangene Woche am Klimagipfel in Lausanne teilnahm und mit dem Rauswurf von Journalisten für Ärger sorgte, segelt mit der emissionsfreien Hightech-Yacht über den Atlantik. An Bord sind neben Greta und ihrem Vater Svante Thunberg (50) auch der Filmemacher Nathan Grossman sowie die beiden Skipper Boris Herrmann (38) und Pierre Casiraghi (31), Sohn der Prinzessin Caroline von Monaco (62). Die Position des Bootes kann über www.marinetraffic.com live verfolgt werden.

«Dann werde ich mich eben zwei Wochen lang übergeben»

BLICK konnte im Vorfeld mit Profisegler Boris Hermann sprechen. «Wir haben Greta das Boot per Videokonferenz erklärt und ihr auch Beispiele unseres gefriergetrockneten Essens nach Schweden geschickt», so Herrmann. Für Thunberg, die sich vegan ernährt, soll es speziell vorbereitete Mahlzeiten geben. 

Ansonsten gibt es aber keine Extrawurst für den Klima-Teenie: Sie und ihre Mitfahrer schlafen während der Überfahrt in Rohrkojen – das sind gespannte Tücher in Rohrrahmen. Es gibt weder Dusche noch Toilette! Für die Notdurft muss ein Eimer genügen. Und: Es sind keine Zwischenstopps geplant. Gesegelt wird Tag und Nacht. «Bei einem so hochoptimierten Rennboot ist das wie Zelten mit beweglichem Untergrund», erklärt Herrmann. 

Greta Thunberg selbst ist sich der Herausforderung bewusst. Die Reise wird unangenehm: Sobald das Rennboot schnell wird – es erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 55 km/h – schlägt es extrem hart auf den Wellen auf. Der Nordatlantik ist rau, viele werden da seekrank. Thunberg nimmt es aber dennoch gelassen: «Dann werde ich mich eben zwei Wochen lang übergeben. Solange es nicht schlimmer wird als das, werde ich es schon aushalten.»

Diesel-Motor an Bord

Lediglich Wind und die Strömungen sollen das Segelboot antreiben. Der Strom für die Besatzung wird durch Solarzellen und Unterwasserturbinen gewonnen. Doch bei einem Notfall wird die Klimaneutralität über Bord geworfen. Thunberg und ihr Team haben einen zuvor versiegelten Dieselmotor dabei. «Wenn es eine grosse Gefahr gibt, dann werden wir solche Geräte benutzen müssen», sagt die 16-Jährige dem «Spiegel»

Oberste Priorität habe die Sicherheit der Crew und des Bootes, betont auch Herrmann. Greta Thunberg ist sogar bereit, die Reise abzubrechen: «Wenn etwas schief geht und die Umstände verlangen, dass wir umdrehen, dann werden wir umdrehen.»

Weltreise statt Unterricht

Thunberg hatte bereits Anfang Juni angekündigt, erst im nächsten Jahr wieder die Schulbank zu drücken. Sie will bis dan unter anderem die USA, Kanada und Mexiko besuchen und bei verschiedenen Veranstaltungen für eine bessere Klimapolitik werben. Zu den Stationen der Schwedin gehören der Klimagipfel der Vereinten Nationen am 23. September in New York und die jährliche Uno-Klimakonferenz in Chile im Dezember.

Ausserdem will Thunberg an Klimademonstrationen teilnehmen. «Während des vergangenen Jahres haben Millionen junger Menschen ihre Stimme erhoben, um die führenden Persönlichkeiten der Welt für das Klima und die ökologische Notlage zu sensibilisieren», wird sie in einem Communiqué zitiert. «In den nächsten Monaten werden die Veranstaltungen in New York und Santiago de Chile zeigen, ob sie zugehört haben.» 

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