Er soll die Opfer aus dem Ersten Weltkrieg «Verlierer» und «Trottel» genannt haben
Hat Trump gefallene US-Soldaten beschimpft?

US-Präsident Donald Trump wird vorgeworfen, im Ersten Weltkrieg gefallene US-Soldaten beschimpft zu haben, weil sie sich töten liessen. Sein Herausforderer Joe Biden schlägt aus den Vorwürfen bereits Kapital.
Publiziert: 04.09.2020 um 17:35 Uhr
|
Aktualisiert: 07.09.2020 um 11:43 Uhr
1/11
100 Jahren nach der Schlacht im Wald von Belleau fand auf dem Friedhof Aisne-Marne in Frankreich ein Gedenkanlass statt.
Foto: Getty Images

Als US-Präsident Donald Trump (74) vor zwei Jahren einen Besuch auf dem amerikanischen Friedhof Aisne-Marne in Nordfrankreich absagte, machte er den Regen für seinen kurzfristigen Entscheid verantwortlich. Er sagte, dass der Helikopter nicht fliegen und der Geheimdienst ihn nicht dahin fahren könne.

Keine dieser Behauptungen ist wahr. Trump habe vielmehr auf den Besuch verzichtet, weil er befürchtete, dass seine Frisur im Regen zerzaust würde. Das schreibt jedenfalls die amerikanische Zeitschrift «The Atlantic». Überhaupt sei es ihm nicht wichtig gewesen, die im Jahre 1918 gefallenen amerikanischen Kriegstoten zu verehren. Er soll gesagt haben: «Warum sollte ich auf den Friedhof gehen? Er ist voller Verlierer (‹Loser›).»

Auf der gleichen Reise soll er die über 1800 US-Soldaten, die 1918 im Wald von Belleau gegen die Deutschen ihr Leben verloren haben, als «Trottel» («Suckers») bezeichnet haben, weil sie sich töten liessen.

Spott gegen Senator McCain

Auch über den republikanischen Senator John McCain (1936–2018), der als Soldat mehrere Jahre in Vietnam in Gefangenschaft verbrachte, soll Trump bei dessen Tod 2018 hergezogen sein. «Wir werden die Beerdigung dieses Verlierers nicht unterstützen», habe er gesagt und sei wütend geworden, als er die Fahnen auf Halbmast sah. Trump habe gesagt: «Warum zum Teufel machen wir das? Er war ein verdammter Verlierer.»

Hat das Trump wirklich gesagt? Atlantic-Chefredaktor Jeffrey Goldberg (54), der den Artikel verfasst hat und schon mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet worden ist, beruft sich auf Informationen aus «erster Hand».

Unerwünscht
1:10
Nicht erwünscht in Kenosha:US-Präsident Trump besuchte die Stadt trotzdem

Trump dementiert vehement

Solche Berichte sind für Trumps Wiederwahl äussert schädlich, weil er auf die Unterstützung aus Militärkreisen angewiesen ist. Trump hat den Bericht auch sofort zurückgewiesen und dementiert, dass er gefallene Soldaten als Verlierer und Trottel bezeichnet habe.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Trump: «Wenn es wirklich Leute gibt, die das gesagt haben, handelt es sich um Abschaum und Lügner.» Es gebe niemanden, der die gefallenen Helden mehr respektiere als er.

Der Bericht in «The Atlantic» wurde der Nachrichtenagentur AP jedoch aus Kreisen des Pentagons bestätigt. Trumps Herausforderer Joe Biden (77) nahm den Ball dankend auf und sagte: «Der Artikel, falls er stimmt, zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich Präsident Trump und ich über die Rolle des US-Präsidenten denken.» (gf)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?