Eigentlich sollte der Frieden im Zentrum des Treffens stehen: Am Freitagabend ist US-Präsident Donald Trump in Paris gelandet, um mit Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron den 100. Jahrestag des Endes der Kämpfe im Ersten Weltkrieg zu feiern. Doch von Einigkeit ist derzeit keine Spur.
Donald Trump war erst wenige Augenblicke zuvor aus der Air Force One gestiegen, als er am Abend über den Kurznachrichtendienst Twitter einen Giftpfeil in Richtung Macron abfeuerte.
Als «sehr beleidigend» bezeichnete der US-Präsident dort den Vorschlag Macrons, eine Art Europa-Armee zu gründen, um sich gegen die USA, China und Russland zu verteidigen. «Vielleicht sollte Europa zuerst mal seinen fairen Beitrag an die Nato bezahlen, welche von den USA im grossen Stil unterstützt wird», ächzte Trump weiter.
«Russland könnte zur Bedrohung werden»
Der verbale Angriff Trumps hat eine Vorgeschichte. Schon im Juni dieses Jahres attackierte der Amerikaner die europäischen Spitzenpolitiker im Vorfeld des Nato-Gipfels in Brüssel (BLICK berichtete). Diese würden sich zu wenig an den Kosten der Nato beteiligen, während die USA seit Jahren den grössten Beitrag leisten, so Trump. Schon damals sorgte die Aussage für grössere Unstimmigkeiten zwischen den Parteien.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seinerseits hatte am vergangenen Dienstag in einem Interview mit dem französischen Radiosender «Europe 1» gesagt, ohne eine «wahre europäische Armee» könnten sich die Europäer nicht verteidigen. Russland stehe an den Grenzen und «könnte zur Bedrohung werden». Dabei dürfe man sich nicht alleine auf die USA verlassen, so Macron.
60 Staats- und Regierungschefs in Paris erwartet
Wie gut das Verhältnis zwischen den beiden Machthabern wirklich ist, dürfte sich bald zeigen. In bilateralen Gesprächen wollen Trump und Macron schon ab Samstagvormittag im Pariser Elysée-Palast über Themen wie den Syrien-Konflikt, den Umgang mit der Regierung im Iran oder europäische Sicherheitsfragen diskutieren.
Am Sonntag soll es schliesslich zur eigentlichen Feier zum Ende des Ersten Weltkriegs kommen. Zu der Veranstaltung am Arc de Triomphe werden rund 60 Staats- und Regierungschefs in Paris erwartet.