Schon beim WEF in Davos GR war sie der heimliche Star – diesmal ist sie ohne Zweifel die Hauptattraktion: Greta Thunberg (16) kommt diese Woche zu einem Klimagipfel in Lausanne. Ihre Rede und eine Pressekonferenz werden am Montag live auf Blick.ch übertragen.
Was treibt Greta in Lausanne?
Sie nimmt vom 5. bis 9. August am Klimagipfel «Smile for Future» teil. Als ganz normales Mitglied der schwedischen Delegation. Sie wird sich bei Debatten, Workshops und Plenarsitzungen einbringen.
Was ist «Smile for Future»?
So etwas wie ein Strategietreffen der bisher nur lose organisierten «Fridays for Future»-Bewegung in Europa. Ziel der Veranstaltung ist es, den globalen Zusammenhalt der Klimaschutzaktivisten zu stärken und ihre Proteste international zu koordinieren. Erwartet werden mehr als 450 junge Menschen aus 37 Ländern.
Schläft sie wieder im Zelt?
Beim WEF im Januar übernachtete Greta trotz Minustemperaturen im Zelt. Während des Gipfeltreffens von Lausanne sind alle Teilnehmer in Gruppenunterkünften und Gastfamilien untergebracht.
Wer bezahlt ihren Aufenthalt?
Unterkünfte und Essen werden von den Organisatoren gestellt, die Reisekosten vom Veranstalter erstattet. Die Teilnehmer sind aber angehalten, nach eigenem Ermessen einen Beitrag zu zahlen.
Geht sie noch zur Schule?
Aktuell nicht. Nach neun Schuljahren ist sie nicht mehr schulpflichtig, das vergangene hat sie mit Bestnoten abgeschlossen. Für ihr Umweltengagement setzt sie derzeit zwölf Monate lang aus. Im September nimmt sie am UN-Klimagipfel in New York teil – den Atlantik will sie emissionsfrei mit einem Segelboot überqueren. Vom Schuljahr 2020/21 an will Greta ein Gymnasium besuchen.
Was will die junge Schwedin?
Greta Thunberg orientiert sich an den Erkenntnissen des Weltklimarats. Sie fordert, dass reiche Industrieländer – wie auch ihr Heimatland Schweden die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 15 Prozent senken, um die Ziele des Pariser Klimavertrags schneller zu erreichen. Innerhalb von sechs bis zwölf Jahren sollen die Emissionen auf null reduziert werden.
Warum interessiert sich Greta fürs Klima?
Mit acht Jahren hörte sie das erste Mal vom Treibhauseffekt und seinen Folgen. Seitdem gibt es für sie praktisch kein anderes Thema mehr. Was auch mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat. Sie leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Betroffene entwickeln oftmals grosse Leidenschaft für ein bestimmtes Thema.
Wie kam der Protest in die Schweiz?
Anfangs demonstrierte Greta noch alleine vor dem Stockholmer Reichstag. Ihr Protest ergriff nach und nach ganz Schweden, dann weitere Länder. In der Schweiz fand am 14. Dezember in Zürich der erste Klimastreik statt. An der Demonstration zum Abschluss des Gipfeltreffens in Lausanne am Freitag erwarten die Veranstalter einige Tausend Teilnehmer.
Ist Greta Handlangerin einer Klimalobby?
Die 16-Jährige muss sich häufig den Vorwurf anhören, sie vertrete die Interessen «grüner Kapitalisten». In einem Interview nahm sie Mitte Juli Stellung: «Ich habe noch nie einen Klimaaktivisten getroffen, der sich in diesem Kampf wegen des Geldes engagiert. Die Idee ist absurd und sehr lustig.» Belege für eine systematische Steuerung Gretas durch ihre Eltern oder andere gibt es nicht.
Was sagt die Wissenschaft?
Bis Ende März 2019 unterzeichneten 26'800 Wissenschaftler eine Stellungnahme, welche die «Fridays for Future»-Bewegung stützt. Die Forscher, vorwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, schrieben: «Die Anliegen sind berechtigt und gut begründet. Die derzeitigen Massnahmen zum Klima-, Arten-, Wald-, Meeres- und Bodenschutz reichen bei weitem nicht aus.»