Der vorsitzende Richter Sebastian Aeppli gilt als harter Hund. Doch dass er so fest zubeisst, damit haben die wenigsten gerechnet.
Mit dem Urteil im Raiffeisen-Prozess setzt sich der Zürcher Richter kurz vor der Pensionierung ein Denkmal. Es wird die Schweizer Rechtsprechung und die Manager-Etagen beeinflussen.
Denn mit diesem Urteil ist klar: Es gibt keinen Freibrief mehr für geldgierige Chefs. Noch nie wurde in der Schweiz ein so hoher Manager wie Pierin Vincenz für solche Tatbestände schuldig gesprochen.
Und das nicht nur in nebensächlichen Anklagepunkten – sondern dafür, dass er sich hat bestechen lassen und dass er die Rechenschaftspflicht gegenüber seiner Arbeitgeberin verletzt hat. Zudem lässt ihm das Gericht die Spesenexzesse nicht durchgehen.
Für das Gericht gilt es als erwiesen, dass der gefallene Starbanker – wie so viele andere vor ihm – nach eigenen Regeln spielen wollte. Es sieht in Vincenz einen Betrüger, es hat diesem Selbstbedienungssystem einen Riegel geschoben.
Damit dies auch in Zukunft Bestand hat, wäre es zu begrüssen, dass die Verteidigung Berufung einlegt. Denn so kann eine zweite Instanz diesen bahnbrechenden Richterspruch nochmals beurteilen – und hoffentlich bestätigen. Damit es in der Schweizer Wirtschaft mit solchen Mauscheleien in der Chefetage nachhaltig vorbei ist.