Geht es Ihnen auch so? In diesen Tagen hat man das Gefühl, dass sich die Weltgeschichte plötzlich beschleunigt.
Morgen jährt sich Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine: drei Jahre Angst, Zerstörung, Folter und Tod. Welch ein Wahnsinn, dass die USA ausgerechnet jetzt ihr Verhältnis zur Ukraine auf den Kopf stellen. Und damit ganz Europa in Gefahr bringen.
Die Schuldumkehr
Donald Trump verunglimpft Wolodomir Selenski, den Staatschef der Ukraine, als «Diktator» und gibt ihm die Schuld am fortwährenden russischen Angriffskrieg: Kreml-Sprech aus dem Weissen Haus. Der Präsident der USA marschiert im Gleichschritt mit dem russischen Machthaber.
Eine neue Zeit hat begonnen.
Was sich da gerade alles ändert, ist nur schwer fassbar: Die Führungsmacht der Nato legt sich mit deren Feind ins Bett. Gerät die Ukraine demnächst komplett in Putins Hände?
Moskau hat längst auf Kriegswirtschaft umgestellt. Ein Indiz, dass die Pläne des russischen Präsidenten über die Ukraine hinausgehen. Wendet sich Trump tatsächlich von Europa ab, könnte Putin einen Vorstoss auf das Baltikum oder gar Polen wagen – um zu testen, wer seinen Opfern zur Hilfe eilt – und vor allem: wer nicht. Es droht ein Krieg um die militärische Vorherrschaft in Europa.
Greift Russland 2027 an?
Armee-Chef Thomas Süssli sagt im Blick-Interview: «Wir müssen davon ausgehen, dass Russland 2027 bereit ist, den Konflikt eskalieren zu lassen.» Und er mahnt: «Die Schweiz darf kein Sicherheitsrisiko mitten in Europa sein.»
Süssli äussert sich auch zu möglichen Friedenstruppen in der Ukraine und kündigt an: «Wir könnten rund 200 Soldaten stellen.» Für den Korpskommandanten ist klar, dass auch wir unseren Beitrag leisten müssen.
Europäische Soldaten in der Ukraine, das war bisher ein Tabu. Nun aber, nachdem Trump die transatlantische Allianz zumindest rhetorisch pulverisiert hat, wird ernsthaft darüber diskutiert. Dabei geht der Begriff «Friedenstruppen» an der Realität vorbei. Es wären Kampftruppen, die Russland von einem neuen Überfall auf die Ukraine abhalten sollen – wenn nötig mit Waffengewalt.
Solidarität mit der Ukraine
Fest steht: Schrecken wir den Imperialisten im Kreml nicht glaubwürdig ab, stehen wir vor einem weiteren Krieg in Europa. Der Militärexperte Carlo Masala sagte diese Woche im «Spiegel»: «Wir befinden uns in der kritischsten Situation seit Ende des Zweiten Weltkriegs.»
Europa braucht einen Plan. Und die Ukraine Waffen. Vor einem Jahr, als sich der Angriff Russlands zum zweiten Mal jährte, stand an dieser Stelle im Blick: «Putins Killer töten Kinder, löschen Familien aus, machen ganze Städte unbewohnbar. Die kriegsmüde Bevölkerung der Ukraine braucht unsere Solidarität heute mehr denn je.»
Das galt damals. Und es gilt noch immer.