Auf einen Blick
Zölle, Zölle und nochmals Zölle. Donald Trump (78) hat in seinen ersten vier Wochen mächtig Gas gegeben – und an die restriktive Strafzollpolitik aus seiner ersten Amtszeit angeknüpft. Besonders im Visier des US-Präsidenten ist China. Trump erhöhte Anfang Februar beispielsweise die Strafzölle auf chinesische Importe um 10 Prozent. Zudem stehen weitere Drohungen aus Washington im Raum.
Doch Trump scheint eine Eskalation verhindern zu wollen – und strebt laut der «New York Times» ein umfassendes Abkommen mit Peking und Staatspräsident Xi Jinping (71) an. Konkret schwebt Trump ein Mega-Deal mit China vor, der unter anderem den US-Dollar als Weltwährung beinhalten soll. Gleichzeitig arbeitet der US-Präsident an einer Annäherung zu Russland, wie etwa das kürzliche Aussenminister-Treffen von Marc Rubio (53) und Sergei Lawrow (74) rund um einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg zeigt.
Trump geht es bei der Annäherung mit Russland und Kreml-Chef Wladimir Putin (72) aber nicht nur um die Ukraine: Er strebt auch mit Moskau eine engere Beziehung und eine wirtschaftliche Zusammenarbeit an. Doch im geopolitischen Spiel mit China und Russland kann sich Trump auch die Finger verbrennen.
Experte: Der US-Dollar ist auch eine Waffe
Denn eigentlich sind Russland und China die grössten geopolitischen Herausforderer der Vereinigten Staaten. Und diese sind in den letzten Jahren näher zusammengerückt, arbeiten mittlerweile in verschiedenen Fragen zusammen. So führen sie zum Beispiel das Bündnis der Brics-Staaten an, das zehn Länder mit total 3,9 Milliarden Einwohnern umfasst. Eines der Kernanliegen der Brics-Staaten ist die «Ent-Dollarisierung» des Welthandels. Russland, China und Co. wollen eine alternative Weltwährung zum US-Dollar lancieren. Sehr zu Trumps Missfallen.
Für die USA ist die Vormachtstellung des US-Dollars von zentraler Bedeutung, sagt Stefan Legge (37), Wirtschaftsexperte und Dozent an der Universität St. Gallen, gegenüber Blick. «Manche beschreiben die Währung auch als Waffe, da Washington den Zugang zum Dollar für geopolitische Zwecke einsetzen kann.» Die USA hätten dies bereits mehrfach bei Sanktionen gegen Länder und Unternehmen getan – oder zumindest damit gedroht. «Das Problem dabei ist jedoch, dass jeder Einsatz des US-Dollars für geopolitische Ziele den Anreiz bei anderen Grossmächten erhöht, eine Alternative zu entwickeln. Daher sollten die USA ihre Macht sorgsam einsetzen.»
Der Sturz des US-Dollars als Weltwährung sei kein einfaches Unterfangen, gibt Legge zu bedenken. «Es fehlt an brauchbaren Alternativen, die USA haben den grössten Finanzmarkt, der Dollar hat sich über Jahrzehnte als resistent erwiesen und ist im internationalen Güter- und Währungshandel fest verankert.» Ein Abkommen mit China, das laut dem «New York Times»-Bericht ein Bekenntnis Pekings zum US-Dollar umfassen könnte, hätte vorderhand nur symbolischen Charakter. «Es stellt sich ohnehin die Frage, warum China ein solches Bekenntnis zum US-Dollar abgeben sollte. Entweder nutzt man den Dollar ohnehin aufgrund seiner Vorteile oder man arbeitet effektiv auf eine Abkehr vom Dollar hin.»
Warum Trump mit seinen Gegner verhandelt
Legge erinnert an die Zusage Chinas im sogenannten «Phase One Deal» 2020, als Trump mit Xi Jinping eine erste Übereinkunft über den Schutz von geistigem Eigentum erreichte. «Trump hat es damals als Erfolg verkauft, aber China hat lediglich zusagt, was im eigenen Interesse war.»
Weshalb Trump mit den Gegnern aus Moskau und Peking gleichzeitig verhandelt, ist für Legge indes klar. «Trump denkt in der Regel recht transaktional, betrachtet also Beziehungen unter dem Blickwinkel von Leistung und Gegenleistung. Da passt es sehr gut ins Schema, andere Akteure gegeneinander ausspielen zu wollen.» Auch Russland und China würden primär lediglich auf einer transaktionalen Ebene zusammenarbeiten – obwohl sie ihr Verhältnis in den letzten Jahren und dank des Brics-Bündnisses intensiviert haben.
«Trump dürfte das verstehen und versuchen, einen Keil zwischen die beiden Grossmächte zu bringen», meint Legge. Aber in Moskau und Peking verstehe man das mindestens genauso gut. Es ist also ein gefährliches Spiel von Trump. Wer mit dem Gegner zockt, kann verlieren. Selbst wenn man anfänglich die Trümpfe in den eigenen Händen hält. Und auch allfällige Deals sind mit Vorsicht zu geniessen. Schon nur deshalb, weil am 20. Januar 2029 voraussichtlich ein neuer Präsident im Oval Office Platz nehmen wird.