«Blast es ab, sonst beschädigt ihr den Ruf der Schweiz»
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BlickPunkt über Streikdrohung:«Blast es ab, sonst beschädigt ihr den Ruf der Schweiz»

BlickPunkt über die Streikdrohung
Liebe Swiss-Piloten …

… ihr wollt streiken, wenn ihr nicht mehr Geld und attraktivere Arbeitsbedingungen bekommt. Lasst es lieber bleiben: Ihr seid die Letzten, die einen Grund haben.
Publiziert: 22.10.2022 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2022 um 10:06 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe.
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Was für ein Gefühl, wenn irgendwo auf der Welt eine Heckflosse mit Schweizerkreuz am Flughafen wartet! Die Swiss steht für Heimat, Qualität, tollen Service – dank professionellem, freundlichem, zuverlässigem Personal.

Und jetzt wollt ausgerechnet ihr, liebe Pilotinnen und Piloten, plötzlich streiken? Was habt ihr euch dabei bloss gedacht?

Ihr sagt, dass es um eure Work-Life-Balance geht und um die Betreuung eurer Kinder. Tönt sympathisch – aber wozu braucht ihr da 10 Prozent mehr Geld? Ihr redet von einem «Ausgleich der Teuerung». Doch die liegt bei 3 Prozent!

Das Ende eurer Lohnleiter liegt bei 211'000 Franken im Jahr, plus Bonus. Die Swiss zahlt volle PK-Beiträge. Und ihr dürft privat mit euren Familien fast gratis um die Welt reisen.

Ihr habt eure Leidenschaft zum Beruf gemacht, sitzt in euren schicken Uniformen stolz im Cockpit, bekommt das First-Class-Menü und pilotiert euren Jet nach Bilbao, Beirut oder Bangkok. Kurz: Ihr habt euch für diesen mondänen Lifestyle entschieden – und jetzt beklagt ihr die fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Was soll da die Polizistin sagen, die in der Nacht und am Wochenende Dienst schiebt, oft kurzfristig aufgeboten, und auch mal Leichenteile zusammensuchen muss? Oder der Pfleger, der mit Krankheit, Tod und Elend klarzukommen hat – und wie die Polizistin einen Bruchteil eures Lohns verdient?

Gut, ihr tragt grosse Verantwortung für eure Passagiere. Aber das tut der Postauto-Chauffeur ebenso, der sein Gefährt über kurvenreiche Bergstrassen lenkt. Er hat nicht mal einen Co-Piloten. Im Winter muss er auch noch Schneeketten montieren.

Wenn sie genauso argumentieren wollten wie ihr, müssten die Polizistin, der Pfleger, der Postauto-Chauffeur sofort in Streik treten. Und hat nicht jeder und jede am eigenen Job irgendetwas auszusetzen? Ist das ein Grund zum Streiken?

Nur ihr, liebe Swiss-Pilotinnen und -Piloten, seid so abgehoben, dass 94 Prozent von euch die Gewerkschaft dazu ermächtigt haben, tatsächlich einen Streik auszurufen.

Dabei habt ihr Alternativen. Ihr könnt zu Easyjet wechseln. Dort sind die Löhne ähnlich und die Einsatzpläne ein Jahr im Voraus bekannt. Dafür fliegt ihr halt nur die immergleichen europäischen Städte an. Oder ihr geht zu Emirates – was einen Umzug nach Dubai erfordert. Jeder Job hat eben seine Vor- und Nachteile.

Liebe Pilotinnen und Piloten, blast bitte euren Streik ab. Sonst schädigt ihr nicht nur die Swiss, sondern auch die Schweiz, die den Ruf eines stabilen Landes geniesst.

Seid bitte loyal gegenüber euren Passagieren, die viel Geld ausgeben, um mit euch zu fliegen. Und gegenüber den Steuerzahlern, ohne die ihr längst keinen Job mehr hättet: Sie haben nach dem Grounding der Swissair den Start der Swiss finanziert. Nicht zu vergessen der staatlich gedeckte Bankkredit für die schwere Zeit der Pandemie …

Denkt doch mal darüber nach, wenn ihr den Weitblick hoch über den Wolken geniesst. Ihr seid die Letzten, die einen Grund zum Streiken haben!

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