82'653'403 Franken sind bis gestern bei der Sammlung der Glückskette für die Ukraine zusammengekommen. Zehntausende Schweizerinnen und Schweizer nehmen an Demonstrationen gegen Putins Krieg teil. Unternehmen ziehen sich protestierend aus Russland zurück. Unzählige Familien erklären sich bereit, Flüchtlinge zu Hause aufzunehmen. Karin Keller-Sutter (58) sagt auf Blick TV: «Dafür möchte ich mich herzlich bedanken.»
Die Bundesrätin warnt aber auch: «Wie lange es dauert, hängt vom weiteren Verlauf des Krieges ab. Wenn diese Invasion weitergeht, kann es sehr lange gehen.»
Tatsächlich sollten wir uns darauf einstellen, dass auch jeder und jede von uns die Folgen lange und schmerzhaft spüren wird.
Und erst die Ukrainerinnen und Ukrainer! Mehr als 2,3 Millionen von ihnen sind bereits auf der Flucht. Je nach dem Verlauf des Krieges könnten es bis zu 15 Millionen werden.
Sicher ist schon heute: Der Krieg treibt die Preise in die Höhe. Im Euro-Raum betrug die Teuerung im Februar 5,8 Prozent – der höchste Wert, seit es den Euro gibt!
Besonders eklatant stiegen die Energiepreise: Benzin kostet in der Schweiz um die 2.40 pro Liter – das gabs noch nie. Der Gaspreis hat sich vervierfacht – das gabs ebenfalls noch nie. Und wenn Europa wie die USA kein russisches Gas oder Öl mehr kauft, rutscht die Wirtschaft in die Rezession.
Westliche Unternehmen ziehen sich unter grossen Verlusten aus Russland zurück. Lieferketten-Probleme verschärfen sich. Und wenn Menschen Angst haben, dann ist dies Gift für Wirtschaft und Wohlstand.
Sicher ist: Jeder und jede wird diesen Krieg im Portemonnaie spüren.
Man mag einwenden, dass es derzeit mehr als zynisch ist, über wirtschaftliche Folgen für die Schweiz zu reden – angesichts der Toten, Verletzten, Eingeschlossenen und Hungernden, angesichts des unfassbaren Leids dieses 44-Millionen-Volkes im Osten Europas, das schon immer arm war und dessen Land jetzt zerbombt und zerstört wird.
Dieser Einwand ist berechtigt. Richtig ist aber auch: Wie stark die Solidarität der westlichen Welt mit der Ukraine wirklich ist, entscheidet sich nicht heute und morgen. Das entscheidet sich erst in den nächsten Monaten und Jahren.
Wir brauchen mehr als grosse Solidarität – wir brauchen auch grosses Durchhaltevermögen.