«Unsere Musik soll einem möglichst breiten Publikum gefallen», heisst es bei Pop-Radios auf Nachfrage bezüglich ihrer Playlists. Entsprechend klingen sie auf allen Sendern ähnlich und wenig abwechslungsreich.
«Das Publikum will es so», schrieb der deutsche Autor Kurt Tucholsky bereits 1931 in einem Gedicht, in dem er den medialen «Fluch der Mittelmässigkeit» beklagte. Und er schloss: «Ja, dann verdienst du's nicht besser.»
Doch das Publikum will es anders – das zeigt sich jeweils bei Wunschkonzerten: Plötzlich sind dann die Musikprogramme durchmischter, und der Schwarmgeschmack holt manche Perle aus der Tiefe der Vergangenheit herauf.
Und wer seinen Horizont in die Zukunft erweitern will, der höre den US-Sender KCRW, der zu Recht schon den Titel «das beste Radio der Welt» bekam – hier spielt unerhört gute Musik, die Hits von morgen.
Radios hierzulande orientieren sich stattdessen an Hitparaden mit den beliebtesten Songs von heute und bieten dem Publikum, was es schon kennt. Wie Computer-Algorithmen, die mich nach einer Restaurantsuche mit Essenswerbung bombardieren. Doch nun bin ich schon satt.
Durch die digitale Abspeicherung der Musik kommen immer mehr Radios in die Versuchung, ihr Programm durch Computer zusammenstellen zu lassen und bei der Musikredaktion Stellen zu streichen – eine fatale Entwicklung.
Denn wie wirbt KCRW so schön für sein handverlesenes Musikprogramm: «No algorithm and selected by human beings, because computers don't love music.» Ausgelesen von Menschen, weil Computer keine Musik mögen.