Auf einen Blick
- Homeschooling in der Schweiz hat sich seit 2018 verdoppelt
- Eltern misstrauen dem Schulsystem und wünschen Individualität
- Homeschooling sollte die Ausnahme bleiben, klare Vorgaben sind nötig
Die eigenen Kinder zu Hause zu unterrichten, liegt im Trend: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Homeschooling hat sich in der Schweiz seit 2018 mehr als verdoppelt. Die Entwicklung ist alarmierend und lässt sich nicht allein mit den Folgen der Corona-Massnahmen in den Schulen erklären. Der Homeschooling-Boom wird getragen vom Wunsch nach Individualität – und vom Misstrauen gegenüber dem Schulsystem. Jene Kantone wie Bern, Aargau oder Waadt, die dem Unterricht zu Hause mit laschen Vorschriften nach wie vor den roten Teppich auslegen, sollten dringend über die Bücher.
Homeschooling bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem elterlichen Erziehungsrecht, der staatlichen Schulpflicht und dem Kindeswohl. Eltern, die sich für Unterricht zu Hause entscheiden, bemühen sich fraglos um eine möglichst gute Bildung für ihre Kinder. Doch die Schule leistet weit mehr als Mathematik, Grammatik und Biologie.
Mehr zu privatem Unterricht
In einer Klasse müssen sich Kinder mit anderen Lebenswelten auseinandersetzen, Konflikte er- und austragen. Die Schule leistet wichtige Integrationsarbeit und ist damit fundamental für eine tolerante Gesellschaft.
Nehmen Eltern ihre Kinder bei Problemen allzu schnell aus diesem System, droht eine soziale und gesellschaftliche Isolation. Indem Eltern Kinder im wohlbehüteten familiären Umfeld unterrichten, tun sie diesen in vielen Fällen keinen Gefallen. Homeschooling sollte die gut begründete Ausnahme bleiben. Umso wichtiger ist es, dass die Kantone dem Trend zum Unterricht zu Hause mit klaren Vorgaben begegnen.