Ab August 2023 starte «eine neue Primarschule in Zollikon, für Kinder, die diesen Herbst die zweite Klasse antreten werden», war in einem Stelleninserat von Mitte Juni nachzulesen, in welchem diplomierte Primarlehrkräfte gesucht wurden. Im Zürcher Nobelvorort fragt sich männiglich, was wohl dahinterstecke, vor allem weil man bei der Schulpflege noch nichts von der neuen Schule gehört hatte und auch beim Volksschulamt des Kantons Zürich kein Gesuch für eine neue Privatschule eingegangen war.
Schule mit humanistischen Werten
Recherchen im Umfeld der Betreiber zeigen nun: Als Investorin hinter dem Schulprojekt steckt Margarita Louis-Dreyfus, Präsidentin des Agrarhandelskonzerns Louis Dreyfus Company, Bewohnerin von Zollikon und fünffache Mutter. Im Inserat wird betont, dass die gesuchten Primarlehrkräfte an eine Pädagogik glauben sollen, die «traditionelle humanistische Werte betont» und «den Gebrauch digitaler Medien minimiert». Themen, die auch Margarita Louis-Dreyfus sehr am Herzen liegen, wie sie vor rund zwei Monaten in einem Gespräch mit BILANZ betonte. Man müsse sich fragen, wie Kinder ihre Menschlichkeit in einer Welt von Social Media und digitaler Erziehung bewahren sollen, mahnte sie dort. Nun hat sie ihre eigene kleine Schule namens Agora gegründet. Weil das Konzept auf Homeschooling basiert – es soll in zwei parallelen Klassen zu je fünf Schülern unterrichtet werden –, ist auch kein Gesuch beim Volksschulamt für eine neue Privatschule notwendig.
Lehrkräfte bereits gefunden
Inzwischen sind sieben Lehrkräfte gefunden, die zehn Schüler sehen sich in der komfortablen Situation, von gestandenen Lehrerinnen und Lehrern mit 15 bis 20 Jahren Erfahrung unterrichtet zu werden, auf Deutsch und auf Englisch, damit ihnen später auch internationale Schulen offenstehen. Dazu kommen noch ein Musik- und ein Schwimmlehrer.
Andernorts läufts weniger rund: Zuletzt hatte es grossen Ärger an einer der Zolliker Primarschulen gegeben. Im April hatten auf einen Schlag 25 Lehrer nach einem Streit mit der Schulleitung gekündigt.