Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
So bereiten sich die Zootiere auf den Winter vor

Severin Dressen (32) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 24.11.2021 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2021 um 11:52 Uhr
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Die Trampeltiere tragen nun wieder ihr flauschiges Winterfell.
Foto: Enzo Franchini
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Die Herbstsaison im Zoo ist im vollen Gange. Morgens kann man über dem Säntis und Co. spektakuläre Sonnenaufgänge beobachten, während vor einem die Elefanten Äste knacken. Der nun wieder oft einsetzende Hochnebel ist im Zoo besonders gut zu spüren. Häufig ist der untere Teil des Zoos, inklusive afrikanischer Lewa-Savanne, noch in Nebel getaucht, während im oberen Zooteil bereits die Sonne vom blauen Himmel lacht.

Herbstzeit ist auch Laubzeit. Einige Bäume zeigen noch prächtige Herbstfarben, andere sind schon ganz kahl und bereit für den Winter. Während das Laub im Wald liegen bleiben kann, muss es bei uns gerade auf den Wegen regelmässig geräumt werden. Und so ist die Laubsaison eine besonders arbeitsintensive Zeit für unsere Gartenabteilung. Ladung um Ladung fegen und pusten die Gärtner das Laub zusammen – und beim nächsten Windstoss sehen die Wege wieder aus wie zuvor. Eine jährliche Sisyphusarbeit, aber das Ende ist in Sicht.

Auch bei unseren Tieren macht sich die Herbstzeit bemerkbar. Unsere Trampeltiere tragen wieder ihr schönes, dichtes Winterfell. Während sie über den Sommer nahezu nackt und mit einzelnen Fellfetzen fast schon abgerissen aussehen, lässt das fluffige Winterkleid erahnen, wie gut die Tiere an die tiefen Temperaturen ihrer Heimat angepasst sind.

Auf der Vogelwiese finden sich nun unsere Wintergäste ein, denn Futter ist rar in der winterlichen Natur. Im Zoo aber ist der Tisch immer gut gedeckt. Und so landen bei uns pünktlich jeden Herbst zahlreiche Wasservögel. Besonders auffällig ist die grosse Anzahl an Mandarinenten – eine sehr schöne, aber leider invasive Entenart. Ursprünglich in Asien beheimatet, breitet sie sich in Europa immer weiter aus. Bisher hat man noch kein Mittel dagegen gefunden.

Auch bei unserem Tiermanagement beginnt der Herbstmodus. Während der Sommermonate können unsere Tiere Tag und Nacht frei wählen, ob sie sich in der Innen- oder Aussenanlage aufhalten wollen. Wenn die Nachttemperaturen zu sinken beginnen, ändert sich das. Einige Tiere, wie unsere Riesenschildkröten oder die Koalas, bleiben jetzt ausschliesslich in der Innenanlage, da es selbst tagsüber zu kalt für sie ist. Andere exotische Tiere, wie z.B. unsere Giraffen, rufen die Tierpflegerinnen und Tierpfleger abends in die Innenanlagen, da die Nachttemperaturen zu tief sind. Aber auch hier gibt es Unterschiede. Unsere Asiatischen Elefanten beispielsweise können weiterhin zwischen Innen- und Aussenanlage wählen. Die Herbsttemperaturen machen ihnen noch nichts aus.

Und dann gibt es auch Profiteure des herbstlichen Wetters. Seit letzter Woche sind unsere Königspinguine, mit Ausnahme der Jungtiere und ihrer Eltern, von der Innen- in die Aussenanlage gezügelt, da die Temperaturen genügend tief sind. Wenn es unter 10 Grad bleibt, treten unsere Pinguine dann auch noch jeden Tag zum «Leistungssport» an. In Watschelschritten findet um 13.30 Uhr ein Spaziergang statt. Er hält die Tiere fit und bietet ihnen Abwechslung. Nachdem die Spaziergänge im letzten Winter coronabedingt im menschenleeren Zoo stattfanden, sind dieses Jahr auch die Zoogäste wieder dazu eingeladen.

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