Die Pantanal-Voliere ist das erste Leuchtturmprojekt, das wir im neuen Entwicklungsplan 2050 verwirklichen wollen. Hierzu spannen wir ein Netz über unseren jetzigen Zooteil Pantanal und verwandeln ihn in eine begehbare Voliere. Benannt ist die Pantanal-Anlage nach dem Feuchtgebiet in Südamerika.
Was sich recht einfach anhört – einmal ein Netz über alles –, ist in Wahrheit kompliziert. Die Voliere soll einen möglichst grossen Luftraum schaffen, damit unsere südamerikanischen Vögel viel Platz haben zum Fliegen. Deswegen sollen die Seitennetze der Voliere möglichst steil sein. Auch möchten wir auf störende Stützpfosten verzichten. Damit das geht, wird das Netz ausschliesslich von Bögen gehalten, die sich über das Pantanal spannen. Oder genauer: Das Netz wird zwischen den Bögen aufgespannt.
Diese Bögen müssen eine unglaubliche Kraft bändigen, die durch das Netz und den Wind erzeugt wird. Jedes Fundament muss deshalb einen Druck von etwa 200 Elefanten aushalten. Auch müssen wir den Schnee beachten. Zwar besteht die Voliere aus Netzen. Aber feuchter Schnee kann sich trotzdem gut auf den Maschen halten und eine geschlossene Schneedecke bilden. Deswegen muss die Voliere genau die gleiche Schneelast aushalten wie ein normales Hausdach. Hier helfen uns erneut die steilen Seitennetze. Sie sorgen dafür, dass sich nur auf wenigen Teilen der Voliere wirklich viel Schnee ansammeln kann.
Eine solche Voliere zu entwerfen und zu berechnen, erfordert höchste Genauigkeit. Das können weltweit nur ganz wenige Spezialisten.
Und dann kommt noch das Netz selber. Auch hier gibt es viele Anforderungen. Zum einen darf das Netz nicht rosten. Es ist ja immer Wind und Wetter ausgesetzt. Normalerweise würde man das Metall deshalb mit Zink behandeln, was das Rosten verhindert. Südamerikanische Papageien sind nun aber sehr empfindlich, wenn es um Zink geht. Auch wenn sie nur kleine Menge davon aufnehmen, erleiden sie Vergiftungen, an denen sie oft sterben. Deswegen können wir bei Netzen für Volieren nur Edelstahl verwenden. Sie kennen das Material vielleicht aus Grossküchen oder vom eigenen Besteck – sehr hochwertig, aber es hat auch seinen Preis.
Weiter muss das Netz richtig massiv sein. Papageienschnäbel, gerade jene der grossen Aras, sind eines der stärksten Werkzeuge im Tierreich. Solche Aras können mit ihren Schnäbeln 2 Millimeter dicken Stahl durchbeissen. Zum Vergleich: Wer es schafft, gleich dickes Besteck aus der Küche zu brechen (nicht bloss biegen!), kann sich vorstellen, was für Kräfte da walten. Und damit der Vergleich wirklich passt, müsste man das Ganze eigentlich mit den Zähnen versuchen ... Die Seile unserer Netze müssen deshalb eine Stärke von 2,5 Millimetern haben, um auch den stärksten Schnäbeln zu trotzen.
Das Netz hat also recht dicke Seile. Trotzdem ist es für den Gast aber nahezu unsichtbar. Besonders, wenn man in der Voliere steht und durch das Netz in den Himmel hinaufguckt. Das liegt zum einen an der schwarzen Färbung des Netzes. Und zum anderen daran, dass wir immer möglichst senkrecht auf das Netz schauen, zum Beispiel wenn es rund 30 Meter über uns in der Luft hängt. Die Vögel sehen das Netz übrigens trotzdem ohne Probleme. Ihre Augen sind nämlich deutlich besser als unsere.