Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Der Blick ins Portemonnaie

Severin Dressen (33) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 25.05.2022 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 21.05.2022 um 17:58 Uhr
Verhältnis Mensch–Tier: Kleiner Panda und Tierpflegerin im Zoo Zürich.
Foto: Zoo Zürich
Severin Dressen

«Das ganze Futter ist bestimmt teuer?!», sprechen die Leute mich regelmässig an. «Und erst die Heizkosten? Jesses!!!» Häufig wollen die Besucherinnen und Besucher während Führungen wissen, was der Zooalltag genau kostet. Da viele unterschiedliche Tiere im Zoo Unterschiedliches fressen und viele von ihnen warme Temperaturen mögen, liegt es nahe, Futter und Wärme als DIE Kostentreiber anzusehen. Schlüsselt man unsere Ausgaben allerdings nach den einzelnen Kategorien auf, ergibt sich ein ganz anderes Bild:

Mit Abstand am meisten, 55 Prozent, geben wir pro Tag für die Saläre unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus – ähnlich wie dies in den meisten Schweizer Firmen und Organisationen der Fall ist. An zweiter Stelle steht bei uns im Zoo Zürich mit 15 Prozent die Kategorie «Unterhalt & Energie». Dazu würden zwar die Heizkosten zählen, diese entfallen bei uns jedoch (fast) komplett. Grund ist, dass wir ausschliesslich mit Geothermie und einem Holzhäckselofen heizen. Die Holzhäcksel müssen wir aus den umliegenden Wäldern kaufen, sie sind aber deutlich günstiger, als «normale» Heizkosten es wären.

Allerdings sind die Unterhaltskosten eines Zoos nicht zu unterschätzen. Die Parkanlage will gepflegt sein, die Strassen und Wege instand gehalten werden. Und unsere 1,3 Millionen Gäste sowie unsere aufgeweckten Tiere sorgen dafür, dass sich die Einrichtungsgegenstände schnell abnutzen und ersetzt werden müssen. Kommt dazu: Wegen des feuchtwarmen Klimas unserer Warmhäuser sind Materialien einer hohen Belastung ausgesetzt und müssen ebenfalls regelmässig erneuert werden.

Auf sieben Prozent kommen die Ausgaben rund um unseren Gast: unser Besucherservice, die Werbung und unsere Bildungsarbeit. Letzteres ist eine der zentralen Aufgaben bei uns im Zoo: Die Gäste sollen für den Schutz von Tieren und Natur motiviert werden. Damit das gelingt, haben wir ein breites Bildungsprogramm. Wir zeigen Ausstellungen und Filme, stellen Info-Tische auf und bieten Tierpräsentationen oder Themenführungen an. All das will finanziert werden.

Neben der Bildung und dem Artenschutz sind die Forschung und der Naturschutz die wichtigen Aufgaben des Zoos. Aktuell betragen die Kosten dafür vier Prozent. Damit finanziell unterstützt werden jährlich auch unsere acht weltweiten Naturschutzprojekte. Mit dem Entwicklungsplan 2050 möchten wir unser Engagement in diesem Bereich weiter stärken und ausbauen.

Erst am Schluss der Rechnung kommen mit rund zwei Prozent die Ausgaben für unser Tierfutter und die tierärztliche Betreuung. Obwohl wir, wann immer möglich, regional einkaufen und Obst und Gemüse aus dem Handel kommen, der für uns Menschen bestimmt ist, halten sich die Ausgaben im Vergleich zu den anderen Kategorien in Grenzen. Einer der Gründe hierfür ist, dass die grossen Tiere, wie Elefant und Nashorn, mengenmässig zwar viel fressen, sich aber fast nur von Heu ernähren, das wir von den umliegenden Bauernhöfen einkaufen. Zwar viel, aber nicht teuer.

So sehen die Kosten für einen Zooalltag also aus. Die Gelder für unsere Bauprojekte sind hier nicht enthalten, denn die innovativen Lebensräume für unsere Tiere können wir nur dank zahlreicher Spenden und Legate aus der Bevölkerung finanzieren. Dieser aussergewöhnliche Einsatz hat nichts mit den Tagesthemen wie Salären, Energiekosten oder Tierfutter zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte. Mehr dazu ein anderes Mal.

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