Die Amerikaner zeigen bekanntlich gerne mit dem Finger auf andere. Und wenn es ums Thema Banken geht, dann zeigen sie in den USA am liebsten auf die Schweiz.
So auch diese Woche wieder. Die unabhängige «Helsinki Kommission» bezichtigte die Schweiz in einem öffentlichen Meeting, ein sicherer Hafen für Putin und seine Freunde zu sein. Das Bankgeheimnis schütze vermögende russische Oligarchen vor den westlichen Sanktionen, so der Vorwurf. Das Fazit der Kommission: Die USA solle ihre bilateralen Beziehungen zur Schweiz überdenken.
Diese Aussagen haben in der Schweiz für helle Aufregung gesorgt. Aussenminister Ignazio Cassis wies die Vorwürfe gegenüber US-Aussenminister Antony Blinken aufs Schärfste zurück. Derweil rätselten die Politiker in Bundesbern, ob die Aussagen der «Helsinki Kommission» der Beginn eines nächsten US-amerikanischen Sturms auf den Schweizer Finanzplatz ist.
Auch Biden attackierte die Schweiz
Es ist zumindest nicht das erste Mal in der Ära Joe Biden, dass die Schweiz zur Zielscheibe wird. In seiner ersten Ansprache zur Nation im Frühling 2021 attackierte der US-Präsident unser Land höchstpersönlich im Live-TV: «Viele Unternehmen hinterziehen Steuern durch Steueroasen – von der Schweiz über die Bermudas bis zu den Cayman Islands.»
Dass ausgerechnet Biden diese Aussage machte, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Er vertrat Delaware 36 Jahre im US-Senat – also jenen kleinen amerikanischen Bundesstaat, wo 65 Prozent der 500 umsatzstärksten US-Firmen ihre Niederlassung haben. Und somit einen Haufen Steuern sparen. Biden formte das Steuerparadies Delaware jahrzehntelang.
Helsinki wer?
Zurück zu den aktuellen Anschuldigungen. Fakt ist: Die Schweiz hat die EU-Sanktionen gegen Russland nach wenigen Tagen des Zögerns übernommen. Und von internationalen Experten wird unserem Land in dieser Sache ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Die Kritik der «Helsinki Kommission» mag unschön sein, ist aber letztlich auch nicht besonders relevant. In Washington tummeln sich unzählige Kommissionen und Denkfabriken, die täglich ihren Senf dazugeben. Das allermeiste davon geht unter. So auch dieses Meeting der «Helsinki Kommission», das in den US-Medien nicht aufgenommen worden ist.
In der Schweiz ist man also gut beraten, der Kritik aus Washington mit einer Prise Gelassenheit zu begegnen. Lassen wir die Amerikaner stänkern und fokussieren wir uns auf die wirklichen Krisen im In- und Ausland.