Es ist grossartig, dass Sie sich schon jetzt, wo Sie lediglich mit Blicken fremdgehen, Gedanken und ein Gewissen machen. Viele würden einfach eine Affäre beginnen und sich dann über die komplizierte Lage wundern, in die sie geraten sind. Dennoch scheinen Ihre Empfindungen Sie zu quälen und verdienen eine sorgfältige Betrachtung.
Zunächst: Die Verliebtheit ist kein Gütesiegel für eine besonders kluge Partnerwahl, sondern dient nur dazu, dass wir uns möglichst fleissig reproduzieren. Blieben wir stets nüchtern, liessen wir vernünftigerweise meist die Finger voneinander und wären längst ausgestorben. Nach ein paar Monaten ebben die verklärenden Hormone aber ab, und wir erkennen, mit wem wir es wirklich zu tun haben. Gefällt uns das, bleiben wir. Wenn nicht, gehen wir (oder bleiben, um die arme Kreatur nach unserem Geschmack zu verändern).
Nun sagen Sie, dass Sie sich mit Ihrer Partnerin auf allen Ebenen verstehen – das ist eigentlich das, was eine gute Beziehung ausmacht. Das ist das maximal Mögliche. Es stellt sich die Frage, warum es Ihnen nicht genügt, und warum Sie denken, woanders erwarte Sie womöglich ein grösseres Glück. Denn wie gesagt: Die Verliebtheit wird Ihnen bei jeder Frau abhandenkommen. Schade ist es bloss, wenn einem deswegen auch die Frau abhandenkommt.
Am besten besprechen Sie die Sache mit Ihrer Partnerin. Sagen Sie ihr ehrlich, wie Sie empfinden und was Ihnen genau fehlt – vermutlich wird bereits diese Offenheit Ihrer Beziehung einen ungeahnten Intimitätsschub verschaffen. Vielleicht haben Sie aber auch genau davor Angst und vermeiden lediglich den nächsten Schritt zu noch mehr Nähe?
So oder so werden Sie nicht umhinkommen, sich Ihrer Partnerin ernsthaft zu öffnen.
Erst dann wissen Sie, woran Sie sind – bei ihr und bei sich selbst.