«Es tut mir leid» zu sagen, ist eine charakterliche Höchstleistung, zu der allem Anschein nach nicht viele in der Lage sind. Die meisten halten es keine Sekunde lang aus, etwas falsch gemacht zu haben, und setzen alles daran, davon abzulenken.
Ein beliebtes Instrument dafür ist der Ausgleich: Anstatt auf die Kritik einzugehen, erhebt man einfach selbst eine und spricht nur noch über diese. Gern wird auch zur Abschwächung gegriffen: Man sagt knapp Sorry und schiebt im selben Atemzug ein Aber hinterher, dem eine Erklärung folgt, weshalb das eigene Verhalten vielleicht nicht ideal, aber in keiner Weise dazu veranlagt sei, jemanden zu verletzen. Oder man geht gleich aufs Ganze, wie Ihre Partnerin, und krönt sich zu einer halbgöttlichen Instanz, die schlechtweg nicht imstande ist, jemals einen Fehler zu begehen.
Dabei ist der Satz «Es tut mir leid» ein mächtiges Heilmittel. Er anerkennt, dass das Gegenüber Schmerz empfindet, und würdigt es damit als gleichberechtigtes Wesen. «Es tut mir leid» ist eine Kurzform von: «Ich sehe, dass du durch mein Verhalten Leid erfahren hast, und auch wenn ich das möglicherweise nicht verstehen kann, verstehe ich, dass du so fühlst.»
Jemandem diese Botschaft zu verweigern, ist ein kindischer, auf passive Weise aggressiver und degradierender Akt, der nur eines ausdrückt: Deine Gefühle sind nichts wert.
Sie sind in einer unerfreulichen Lage. Es würde Ihre Partnerin nicht viel kosten, «es tut mir leid» zu sagen, wenn etwas Sie wütend oder traurig gemacht hat. Aber offenbar ist dieser Preis ihrem Ego zu hoch. Die Überzeugung, unfehlbar und allwissend zu sein, ist ihr wichtiger als Ihre Gefühle. Das ist als schweres Charakterdefizit zu werten – und als zentrale Frage, ob Ihre Beziehung unter dieser Prämisse weiter Bestand haben soll.